Tausende Impfstoffdosen in Niedersachsen vernichtet

Hannover – Tausende Coronaimpfstoffdosen sind in den vergangenen Wochen in Niedersachsen wegen zu geringer Nachfrage vernichtet worden. Das hat eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur ergeben, an der sich 30 Landkreise und kreisfreie Städte beteiligt haben.
Aufgrund des gesunkenen Impfinteresses blieben demnach viele mobile Impfteams auf Impfdosen sitzen. Nur sechs der Kommunen gaben an, sie hätten bisher noch keinen Impfstoff beseitigen müssen – dazu zählte etwa die Region Hannover.
Im Landkreis Lüneburg mussten etwa nach Angaben einer Sprecherin im Januar 5.000 Dosen vernichtet werden. Der Landkreis Osterholz spricht von 3.600 Dosen. Dem Landkreis Hameln-Pyrmont zufolge wurden 300 Impfstofffläschchen weggeschmissen. In einem Impfstofffläschen sind je nach Hersteller mehrere Dosen enthalten.
Die Stadt Osnabrück berichtete etwa von 100 Fläschchen Moderna, die entsorgt werden mussten, was bis zu 2.000 Dosen für Auffrischungsimpfungen entspreche. Mehrere Kommunen gaben an, dass vereinzelt Impfstoff entsorgt werden musste, nannten aber keine konkreten Zahlen.
Die Landkreise und kreisfreien Städte begründeten die Entsorgung mit einem starken Rückgang des Impfinteresses. Da die Nachfrage im Dezember noch sehr hoch gewesen sei, hätten viele im Januar für ausreichend hohe Impfstoffkapazitäten gesorgt.
Dadurch habe es einen Überschuss an Impfstoff gegeben, der kurzfristig nicht mehr verabreicht werden konnte. Wie mehrere Kommunen angaben, verliert der Impfstoff nach einigen Wochen seine Haltbarkeit und muss danach entsorgt werden.
Die Zahl der täglichen Coronaschutzimpfungen ist in Niedersachsen in den vergangenen Wochen deutlich gesunken. Am vergangenen Donnerstag waren es beispielsweise rund 29.000, wie ein Sprecher des Gesundheitsministeriums mitteilte. Im Dezember wurden im Bundesland mitunter mehr als 100.000 Impfungen pro Tag verabreicht.
Nach Daten des Robert-Koch-Instituts (RKI) haben bislang rund 58 Prozent der Menschen im Bundesland eine dritte Impfung gegen das Coronavirus erhalten. Rund 75 Prozent sind den Angaben zufolge zweifach geimpft, etwa 78 Prozent einmal.
Wie der Landkreis Verden berichtete, hat es in der Vergangenheit zudem wiederholt Kürzungen von Impfstofflieferungen gegeben. Um den Bedarf sicherzustellen, sei deswegen mehr bestellt worden. Eine Sprecherin des Landkreises Lüchow-Dannenberg berichtete, dass der Landkreis Ende Dezember unangekündigt 3.000 Impfdosen bekommen habe, die jedoch über dem tatsächlichen Bedarf gelegen hätten.
Auch andere Landkreise gaben an, Sonderlieferungen erhalten zu haben, die sich jedoch nicht an der Nachfrage orientiert hätten, sondern an der Einwohnerzahl. Ein Sprecher des Gesundheitsministeriums in Hannover sagte, es gebe keine Meldepflicht für vernichteten Impfstoff. Er konnte daher keine landesweite Zahl nennen. Das Land habe keinen direkten Einfluss auf die Impfstoffbestellungen der Kommunen.
Die meisten Landkreise und kreisfreien Städte bemühen sich nach eigenen Angaben darum, überschüssigen Impfstoff vor dem Ende des Haltbarkeitsdatums an andere Kommunen, Ärzte oder Apotheken zu verteilen. Dafür gibt es laut Gesundheitsministerium einen landesübergreifenden Verteilmechanismus. Die Möglichkeit, Impfstoff an Drittländer zu spenden, hätten Länder und Kommunen rechtlich nicht.
Die rund 4.800 impfenden Arztpraxen sind laut Kassenärztlicher Vereinigung ausreichend mit Impfstoff versorgt. Grundsätzlich würden die Impfstoffbestellungen an die Nachfrage angepasst. Trotzdem habe auch hier in Einzelfällen Impfstoff vernichtet werden müssen.
Um das Wegwerfen von wertvollem Impfstoff zu vermeiden, wollen zahlreiche Kommunen nun nachsteuern. Vielen gaben an, die Bestellmengen besser an den Bedarf anzupassen oder gar zu verringern und das Angebot an Impfmöglichkeiten gegebenenfalls zu reduzieren.
Gleichwohl wollten viele ein noch niedrigschwelligeres Angebot als bisher schaffen, um auch die Menschen zu erreichen, die sich noch nicht haben piksen lassen. In der Wesermarsch planen die mobilen Impfteams etwa noch weiter in die Fläche zu gehen und Impfangebote in kleineren Städten oder Dörfern anzubieten.
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