Telemedizin-Projekt in Baden-Württemberg hat sich bewährt

Stuttgart – Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Baden-Württemberg hat ihr erstes Telemedizinprojekt „docdirekt“ nach einem Jahr Laufzeit positiv bewertet. Docdirekt war Mitte April 2018 als Modellprojekt in Stuttgart und Tuttlingen gestartet, im Oktober wurde es auf ganz Baden-Württemberg ausgeweitet.
Das Angebot steht Patienten Montag bis Freitag von neun bis 19 Uhr zur Verfügung. Sie können per App, online oder telefonisch Kontakt mit dem docdirekt-Center der KV aufnehmen. Eine speziell geschulte Medizinische Fachangestellte (MFA) erfasst Personalien, Krankheitssymptome und klärt die Dringlichkeit. Danach erstellt die MFA ein „Ticket“, das ein Telearzt online über eine webbasierte Plattform aufrufen kann.
Der Telearzt ruft zurück, spricht mit dem Patienten über seine Beschwerden und gibt eine Empfehlung für die Behandlung. Im Idealfall kann der Telearzt den Patienten abschließend telemedizinisch beraten. Ist eine taggleiche persönliche Vorstellung des Patienten bei einem Arzt notwendig, wird der Patient an eine dienstbereite Haus- oder Facharztpraxis weitergeleitet.
„Wir haben schnell gemerkt, dass docdirekt sowohl technisch als auch medizinisch funktioniert. Die Nutzerzahlen steigen stetig an und unsere Patienten sind mit dem Service sehr zufrieden“, sagte der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der KV, Johannes Fechner. Die 40 Teleärzte berichteten, dass sie die meisten Fälle per Video und Telefon abschließend klären könnten.
In vielen Fällen gehe es um Beratung, wenn Patienten unsicher seien. „Mit docdirekt können wir schnell und unterstützend arbeiten, den Patienten im Gespräch ihre Ängste nehmen. So sind sie beruhigt und der Arzt in der Praxis kann sich denjenigen Patienten zuwenden, die den persönlichen Kontakt dringender brauchen“, so Fechner.
Der KV zufolge sind bei den Nutzern alle Altersklassen relativ gleichmäßig vertreten. „Wir können also das Vorurteil, Telemedizin sei nur etwas für die jungen Menschen, nicht bestätigen“, sagte Fechner. Die Telemedizin biete viele Chancen und könne zusammen mit anderen Maßnahmen dazu beitragen, dem drohenden Arztmangel zu begegnen. „Die KVen sollten diejenigen sein, die telemedizinische Lösungen anbieten. Wir dürfen das Feld nicht den gewinnorientierten Unternehmen überlassen“, sagte der KV-Vize.
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