Thromboseprophylaxe: Studie sieht Vorteile von Betrixaban bei Risikopersonen
London – Der Faktor Xa-Inhibitor Betrixaban hat in einer Phase 3-Studie Patienten, die wegen akuter Krankheiten hospitalisiert wurden, (teilweise) besser vor einer Thromboembolie geschützt als Enoxaparin aus der Gruppe der niedermolekularen Heparine, die in dieser Indikation Therapiestandard sind. Die Ergebnisse wurden auf der Jahrestagung der International Society on Thrombosis and Haemostasis in Montpellier vorgestellt und im New England Journal of Medicine (2016; doi: 10.1056/NEJMoa1601747) veröffentlicht.
Das noch nicht zugelassene Betrixaban gehört zur gleichen Wirkstoffgruppe wie Rivaroxaban und Apixaban, deren Hersteller ebenfalls die Zulassung zur Prophylaxe von Thromboembolien bei hospitalisierten Patienten angestrebt haben. Doch weder die MAGELLAN-Studie für Rivaroxaban noch die ADOPT-Studie für Apixaban konnten hier einen Vorteil des Faktor Xa-Inhibitors gegenüber Enoxaparin belegen.
Damit könnte Betrixaban der erste Faktor Xa-Inhibitor werden, der in dieser Indikation eingesetzt werden kann. Die Substanz ist derzeit weder in den USA noch in Europa zugelassen, doch die jetzt vorliegenden Ergebnisse der APEX-Studie dürften dem Hersteller Portola Pharmaceuticals aus San Francisco Argumente für den Zulassungsantrag an die Hand geben.
An der Studie nahmen an 450 klinischen Standorten weltweit insgesamt 7.513 Patienten teil, die wegen einer akuten Erkrankung im Krankenhaus behandelt wurden und in ihrer Mobilität eingeschränkt waren. Sie wurden auf eine Behandlung mit Betrixaban über 35 bis 42 Tage oder Enoxaparin über 10 Tage (plus/minus 4 Tage) randomisiert. Da der Hersteller einen knappen Vorteil erwartete, wurde die Auswertung in einer ersten Kohorte auf Patienten mit erhöhten D-Dimer-Werten beschränkt, was eine erhöhte Thromboseneigung anzeigt.
Betrixaban senkt hier die Rate der asymptomatischen proximalen tiefen Venenthrombosen oder der symptomatischen venösen Thromboembolien, dem primären Endpunkt der Studie, von 8,5 auf 6,9 Prozent. Das relative Risiko von 0,81 verfehlte bei einem 95-Prozent-Konfidenzintervall von 0,65 bis 1,00 jedoch das Signifikanzniveau. In einer zweiten Kohorte wurde die Analyse dann um eine zweite Risikogruppe, alle Patienten im Alter von mindestens 75 Jahren, erweitert. Dieses Mal wurde die Häufigkeit des primären Endpunkts von 7,1 auf 5,6 Prozent gesenkt.
Das von Alexander Cohen, King’s College London, und Mitarbeitern ermittelte relative Risiko von 0,80 war mit einem 95-Prozent-Konfidenzintervall von 0,66 bis 0,98 dieses Mal signifikant. Ein statistisch gesicherter Vorteil ist eine wichtige Voraussetzung für eine Zulassung. In einer dritten Analyse wurden alle Teilnehmer der Studie einbezogen. Auch hier war jetzt ein signifikanter Vorteil erkennbar: Das relative Risiko von 0,76 (0,63-0,92) bedeutet, dass Betrixaban das Risiko von asymptomatischen und symptomatischen Thrombosen um 24 Prozent senkt.
Wird die Auswertung jedoch nur auf die symptomatischen Ereignisse begrenzt, wird das Signifikanzniveau erneut verfehlt. Betrixaban senkt das Ereignisrisiko von 1,9 auf 1,3 Prozent. Das ergibt ein relatives Risiko von 0,67, das bei einem 95-Prozent-Konfidenzintervall von 0,42 bis 1,07 nicht signifikant ist. Bei einer Number Needed to Treat von etwa 153 wäre der geringe Vorteil auch teuer erkauft, falls die Therapie mit Betrixaban teurer sein sollte als die Behandlung mit Enoxaparin.
Immerhin scheint eine weitere Voraussetzung für eine Zulassung gegeben. Hinsichtlich der Sicherheit gibt es keine wesentlichen Unterschiede zwischen Betrixaban und Enoxaparin: In der Betrixaban-Gruppe kam es bei 0,7 Prozent der Patienten zu schweren Blutungen. In der Enoxaparin-Gruppe war dies bei 0,6 Prozent der Patienten der Fall. Der Unterschied war nicht signifikant (relatives Risiko 1,19; 0,67-2,12).
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