Thüringen: Hausärzte halten die meisten Coronaimpfstellen für unnötig

Erfurt – Der Thüringer Hausärzteverband hält den Weiterbetrieb der meisten Coronaimpfstellen in Thüringen für nicht mehr erforderlich. „Die Impfstellen haben sich eigentlich überholt“, sagte Verbandschef Ulf Zitterbart.
Die Coronaimpfungen gehörten in die Regelversorgung, also in die Arztpraxen, da seien sie gut untergebracht. Immerhin seien die meisten Menschen, die die Impfung unbedingt gewollt hätten, inzwischen damit versorgt. Weiter bestehen bleiben könnten die zentralen Anlaufstellen aber da, wo noch mehr als 100 Menschen pro Tag versorgt würden. „Da wäre das sinnvoll.“
Während andere Bundesländer ihre großen Impfzentren Ende September geschlossen haben, sind die seit Jahresbeginn landesweit eröffneten 29 regionalen Impfstellen in Thüringen vorerst weiter in Betrieb.
Nur die Impfstellen in Eisenberg (Saale-Holzland-Kreis) und Blankenhain (Weimarer Land) sollen wegen zu geringer Auslastung Ende Oktober den Betrieb einstellen. Von den zusätzlich eingerichteten vier größeren Zentren sind drei schon geschlossen – das letzte folgt laut Gesundheitsministerium ebenfalls Ende Oktober.
Nach einer Übersicht der Kassenärztlichen Vereinigung (KVT) hatten die Impfstellen am 10. Mai die meiste Arbeit. Rund 10.700 Impfungen sind bislang Tagesrekord in Thüringen. Damals wurde überwiegend nur mit Terminvereinbarung geimpft.
Zu Samstagsimpfungen ohne Termin kamen etwa im September immerhin jeweils bis zu knapp 4.000 Menschen. Am 6. Oktober, einem Werktag, schwankte die Zahl der für diesen Tag vereinbarten Impftermine laut KV zwischen zehn (Schmalkalden) und 152 (Gera).
Thüringens Gesundheitsministerium hat den Weiterbetrieb der meisten Einrichtungen bis zum Jahresende unter anderem mit den Auffrischungsimpfungen begründet.
Es nennt als Argument auch die mögliche Zulassung eines Impfstoffs für Kinder unter zwölf Jahre, wobei unklar sei, wie sich in diesem Fall die Nachfrage entwickle. Es hält flächendeckende Schließungen von Impfstellen auch grundsätzlich für ein falsches Signal.
Die Impfstellen in Thüringen haben Krankenversicherungen und Steuerzahler laut Ministerium bis Juli fast 42 Millionen Euro gekostet. Davon entfallen knapp 31 Millionen Euro auf Personalkosten – zum Beispiel Ärztehonorare, die Bezahlung von Sicherheitsdiensten und elf Millionen Euro für Sachkosten, etwa Raummieten.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: