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Thüringen erwägt Reform der Krebsregistrierung wegen hoher Kosten

  • Freitag, 7. November 2025
/Dr_Microbe, stock.adobe.com
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Erfurt – Innerhalb der Thüringer Landesregierung gibt es Überlegungen, das Krebsregister des Landes zu reformieren. Das hat auch Kostengründe.

Neben den fachlichen Anforderungen an die Krebsregistrierung erfordere auch „die finanzielle Situation der öffentlichen Haushalte“ eine Überprüfung von Wirtschaftlichkeit und Effizienz der Art und Weise, wie das Krebsregister bislang erstellt wird, sagte eine Sprecherin des Thüringer Sozialministeriums. „Eine etwaige Veränderung der Struktur würde nicht zwingend den Erhalt des Landeskrebsregisters als gGmbH bedeuten.“

Nach Angaben der Sprecherin sind die Überlegungen aber bislang nicht zu einem Ergebnis gelangt. Auch einen feststehenden Zeitplan gibt es in diesem Zusammenhang nicht. „Der Abwägungsprozess läuft“, sagte sie. „Ob am Ende eine Strukturveränderung stattfinden wird, ist Teil der Überlegungen, deren Ergebnis wir nicht vorgreifen wollen.“

Der Freistaat Thüringen ist gesetzlich verpflichtet, ein Landeskrebsregister zu führen. Dort werden zum Beispiel die Daten zu neuen Krebs- und Tumorerkrankungen im Land gespeichert. Damit soll unter anderem ein Überblick dazu gewonnen werden, ob sich bestimmte Krebsarten in bestimmten Regionen häufen.

Auf diese Weise soll nicht nur die Behandlung von Krebspatienten, sondern auch die Forschung zu diesem Teil der Medizin verbessert werden. Um diesen Auftrag zu erfüllen, hat das Land eine gemeinnützige Gesellschaft mit deren Erledigung beauftragt. An dieser Gesellschaft halten mehrere Thüringer Kliniken Anteile.

Das Ministerium verweist darauf, dass nach dem Sozialgesetzbuch V die Krankenkassen eigentlich 90 Prozent der Betriebskosten der Krebsregister in den einzelnen Ländern tragen sollen – was für die Länder bedeutet, dass sie zehn Prozent der Kosten selbst über Zuschüsse aus Steuermitteln stemmen sollen. In Thüringen werde dieser geforderte Zehn-Prozent-Anteil des Freistaats aber „bereits erheblich“ überschritten, sagte die Sprecherin.

Insgesamt seien alleine im vergangenen Jahr insgesamt etwa eine Million Euro aus dem Landeshaushalt als Landeszuschuss für die Krebsregistrierung ausgegeben worden. Für das laufende Jahr seien sogar fast 1,4 Millionen Euro veranschlagt worden. „Die Gesellschafter beteiligen sich nicht an der laufenden Finanzierung des Landeskrebsregisters beziehungsweise der Krebsregistrierung.“

Die Überlegungen zur Neustrukturierung des Landeskrebsregisters könnten auch personelle Konsequenzen haben. Nach dpa-Informationen könnte die Geschäftsführung der gGmbH neu aufgestellt werden. Dabei war zuletzt mindestens ein ehemaliger Landtagsabgeordneter als künftiger Geschäftsführer des Krebsregisters im Gespräch.

Die Sprecherin des Ministeriums bestätigte das. „Dem Ministerium wurde durch den Sprecher der Gesellschafter ein ehemaliger Landespolitiker für den Posten vorgeschlagen, seitens des Ministeriums gab es gegen diesen Vorschlag fachlich keine Einwände“, sagte sie. Die Entscheidung über Besetzung der Position liege aber letztlich bei den Gesellschaftern und nicht beim Sozialministerium.

Der Sprecher der Gesellschafter teilte auf Anfrage mit, dass nicht entschieden sei, wer künftig die Position der Geschäftsführung ausüben wird. „Gegenwärtig werden darüber Gespräche geführt.“

Nach den Daten des Krebsregisters erkranken Frauen in Thüringen vor allem an Brustkrebs, etwa jeder dritte registrierte Fall bei einer Thüringerin geht auf dieses Krankheitsbild zurück. Männer erkranken besonders häufig an Prostatakrebs. Etwa jede vierte Krebserkrankung bei einem Thüringer gehört in diese Kategorie.

dpa

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