Tiefensee signalisiert Bereitschaft für mehr Medizinstudienplätze in Thüringen

Jena – Thüringens Wissenschaftsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) hat Bereitschaft zur Aufstockung der Medizinstudienplätze signalisiert. „Voraussetzung ist aber, dass der Landtag als Haushaltsgesetzgeber die dafür nötigen Mittel zusätzlich bereitstellt“, erklärte Tiefensee heute. Er rückte damit von seiner bisher eher ablehnenden Haltung in dieser Frage ab.
Auch für eine vom Landesapothekerverband verlangte Erhöhung der Zahl der Pharmaziestudienplätze zeigte sich Tiefensee offen. Die FDP hat dem Landtag einen Antrag auf Aufstockung vorgelegt. Aus Sicht des Ministers herrscht in Thüringen derzeit kein genereller Ärzte- oder Apothekermangel. Allerdings könne das Ausscheiden älterer Hausärzte und die Neujustierung der Bundesregelungen für die Gründung von Arztpraxen zu einem erhöhten Bedarf an Ärzten führen.
Als Folge dieser Neuregelung könnten sich in Thüringen nach früheren Angaben der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) vom nächsten Jahr an 265 zusätzliche Ärzte und Psychotherapeuten niederlassen.
Noch im Juni hatte es vom Thüringer Ministerium für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitale Gesellschaft geheißen, Thüringen biete im bundesweiten Vergleich bereits heute überdurchschnittlich viele Medizinstudienplätze an: Rund 2,5 Prozent der Einwohner Deutschlands lebten in Thüringen, rund 2,7 Prozent der Medizinstudienplätze an deutschen Hochschulen würden in Thüringen angeboten.
Dieser Argumentation erteilte im vergangenen Sommer ein Bündnis aus Kammer, Kassenärztlicher Vereinigung, Krankenhausgesellschaft und Kassen eine Absage. „In Thüringen besteht durch den im deutschlandweiten Vergleich deutlich höheren Anteil an älteren Menschen und die hohe Krankheitslast in der Bevölkerung ein deutlich höherer Bedarf an ärztlicher Versorgung“, hieß es aus dem Bündnis. Andere Bundesländer mit ähnlichen demografischen Konstellationen wie Sachsen oder Brandenburg hätten darauf bereits reagiert.
Landesärztekammer und Krankenhausgesellschaft Thüringen hatten heute erneut darauf gedrängt, mehr Medizinstudienplätze zu schaffen. Dies sei „alternativlos“, hieß es aus den beiden Organisationen heute.
„Zum einen, weil andere Bundesländer mit verschiedenen Instrumenten selbst entsprechende Maßnahmen ergreifen und für ihren eigenen Nachwuchs sorgen und diese Studierenden nicht unbedingt zu uns nach Thüringen kommen werden“, sagte die Präsidentin der Landesärztekammer Thüringen, Ellen Lundershausen. Zum anderen sei in den vergangenen Jahren der Anteil der Medizinstudierenden aus Thüringen an der Universität Jena kontinuierlich zurückgegangen.
„Darüber hinaus lässt die demografische Entwicklung für Thüringen bereits heute erkennen, dass in den nächsten Jahren viele Ärzte ausscheiden und die Bevölkerung gerade in den ländlichen Gebieten überaltert und mehr Gesundheitsleistungen nachfragen werden,“ ergänzte Gundula Werner, Vorsitzende der Landeskrankenhausgesellschaft Thüringen.
Beide Verbände sind sich einig, dass angehende Ärzte, die in Thüringen studieren und dort auch ihre Facharztweiterbildung absolvieren, für eine spätere ärztliche Tätigkeit in Thüringen gewonnen werden können.
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