Politik

Keine Approbation für deutsche Medizinabsolventen aus Polen

  • Freitag, 20. Dezember 2019
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Berlin – Deutsche Medizinabsolventen, die in Polen studiert haben, stehen vor einem bislang unbekannten Problem: Seit einigen Monaten erhalten sie keine Approbation mehr von den deutschen Landesprüfungsämtern und können dadurch auch nicht ihre teilweise bereits an deutschen Kliniken zugesagten Stellen antreten. In allen anderen europäi­schen Ländern hingegen werden ihre polnischen Studienabschlüsse weiterhin anerkannt.

Erstmals aufgetreten ist die Problematik im August dieses Jahres. Damals hätten ver­schiedene Landesprüfungsämter in Deutschland die Ausstellung einer Approbation mit dem Hinweis gestoppt, dass es Unklarheiten hinsichtlich der Anerkennung des Medizin­studiums in Polen gebe, berichtete Medizinabsolventin Alexa dem Deutschen Ärzteblatt.

Bei den Unklarheiten handele es sich um das sogenannte „Staz podyplowy“, das einem bis zum Jahr 2004 in Deutschland vorgesehenen AiP (Arzt im Praktikum) entspreche, und um das „LEK“, eine Aufnahmeprüfung für das „Staz“. „Staz“ und „LEK“ dienten jedoch aus­schließlich der Ausbildung von Ärzten, die ihre ärztliche Tätigkeit in Polen ausüben wollten. Sie seien keine Voraussetzung für die Berufsbezeichnung „Arzt“, erklärte Alexa.

Für beide sei zudem das Beherrschen der polnischen Sprache erforderlich, während das von deutschen Studierenden absolvierte internationale Programm vollständig aus eng­lischen Studieninhalten bestehe. Es umfasse ein sechsjähriges Studium, 5.500 Unter­richts­stunden und sehe die Ableistung eines Praktischen Jahres vor.

„Folglich ist das Studium EU-konform“, betont die Absolventin. Jahrelang zuvor hatten deutsche Behörden das auch so gesehen. Absolventen erhielten nach erfolgreichem Abschluss ihres Medizinstudiums in Polen die Approbation entsprechend der EU Richt­linie 2005/36/EG i.d.F 2013/55/EU über die Anerkennung von Berufsabschlüssen. Doch nachdem im April die EU-Richtlinie modifiziert wurde, wird über ihre Auslegung neu gestritten.

Dies kritisieren unter anderem die Asklepios Kliniken, an denen Studierende Praxisteile absolvierten: „Beim Fachkräftegipfel im Kanzleramt wurde behauptet, bürokratische Hürden für Fachkräfte aus dem Ausland sollen gesenkt werden, aber zugleich ziehen deutsche Behörden neue Mauern hoch und weigern sich plötzlich Abschlüsse aus EU-Nachbarstaaten anzuerkennen“, sagte Kai Hankeln, CEO der Asklepios Kliniken.

Das vom Ärztemangel stark betroffene Asklepios Klinikum Uckermark habe sich daher mit einem Brief an Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und an die Fraktionsvorsit­zenden der Parteien im Deutschen Bundestag gewandt und um Unterstützung gebeten.

Das Bundesgesundheitsministerium teilte dem Deutschen Ärzteblatt auf Anfrage mit, dass man den Vorgang in den Fachabteilungen derzeit genau prüfe. Ob und wann es eine Lösung für die betroffenen Absolventen gibt, ist noch unklar.

ER

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