Tierversuche auf anomale Toxizität abgeschafft

Langen – Die Europäische Arzneibuchkommission hat eine der ältesten gesetzlich vorgeschriebenen Tierversuche für die Entwicklung von Arzneimitteln verboten. Ab dem 1. Januar 2019 dürfen in Europa keine Prüfungen auf anomale Toxizität (ATT) wie zum Beispiel an Mäusen oder Meerschweinchen mehr durchgeführt werden.
Zuvor stellten Mitarbeiter des Paul-Ehrlich-Instituts, Bundesinstitut für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel (PEI) und des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) die entsprechenden Anträge, um den vor über 100 Jahren – zum Ausschluss toxischer Stoffe im Diphtherieserum – eingeführten Sicherheitstest aus dem Europäischen Arzneibuch zu streichen.
„Wir freuen uns, dass wir mit unserer Expertise, Energie und langem Atem dazu beitragen konnten, dass der Test auf anomale Toxizität in Europa nicht mehr durchgeführt werden wird. Dies ist ein weiterer erfolgreicher Schritt auf dem Weg, Tierversuche im Bereich der Arzneimittelforschung, -zulassung und -prüfung auf ein notwendiges Minimum zu beschränken“, sagte Klaus Cichutek, Präsident des PEI.
In einigen Regionen der Welt und bei der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wird die Prüfung auf ATT jedoch weiterhin Bestandteil der Prüfbestimmungen sein. Das PEI setze für die Zukunft auf eine weltweite Harmonisierung, so Cichutek.
Dem Deutschen Tierschutzbund gehen die bisherigen Bemühungen zur Begrenzung von Tierversuchen nicht weit genug. Der Interessenverband fordert eine Gesamtstrategie zum Ausstieg aus Tierversuchen und eine Änderung des Tierschutzgesetzes. „Deutschland sollte endlich umdenken und beim Ausstieg aus Tierversuchen eine Vorreiterrolle einnehmen“, sagt Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes.
Nach Angaben des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft wurden 2016 in Deutschland etwa 2,8 Millionen Tiere in Tierversuchen eingesetzt, knapp 80 Prozent davon sind Nagetiere wie Mäuse und Ratten.
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