TK-Chef: Gesundheits-Apps können Rolle in Bonusprogramm spielen

Berlin – Die Techniker Krankenkasse (TK) erwägt, die Nutzung von Fitnessarmbändern in ihr Bonusprogramm zu integrieren. TK-Chef Jens Baas sagte: „Unsere aktuelle Bewegungsstudie zeigt, dass jeder siebte Erwachsene in Deutschland einen Fitnesstracker nutzt. Die Hälfte von ihnen ist überzeugt, sich damit mehr zu bewegen.“ Ein Teil der TK-Kunden sehe einen positiven Effekt für die persönliche Gesundheit. „Deshalb kann ich mir durchaus vorstellen, dass in Zukunft auch Fitnesstracker in unserem Bonusprogramm eine Rolle spielen.“
Die Grünen warnten unterdessen vor einer Aushöhlung des Solidargedankens in der Krankenversicherung durch Gesundheits-Apps. „Beitragsermäßigungen durch die Hintertür für junge und fitte zulasten älterer oder chronisch kranker Versicherter sind zutiefst unsolidarisch“, sagte die gesundheitspolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion, Maria Klein-Schmeink.
Baas widersprach dieser Argumention: Der Solidargedanke besage ja, dass alle den gleichen Anteil ihres Einkommens beitragen, dass Gesunde für Kranke einstehen, Junge für Alte und höhere Einkommen für niedrigere. „Ein Bonusprogramm weicht daran nichts auf.“
Der TK-Chef stellte klar, dass die Teilnahme der Versicherten auf jeden Fall freiwillig sei. „Mit Risikobewertung hat das nichts zu tun.“ Anders als die private nehme die gesetzliche Krankenversicherung keine Risikoprüfung oder -bewertung ihrer Versicherten vor. „Jeder wird ohne Ansehen seiner Person versichert.“
Klein-Schmeink argumentierte, insbesondere im Bereich der privaten Krankenversicherung sei der Einsatz solcher Minicomputer, die den Gesundheitszustand von Versicherten bis ins Detail vermessen könnten, „ein weiteres Einfallstor für eine fortschreitende Aushöhlung des Solidargedankens“. Sie warf der Bundesregierung vor, hier wegzuschauen und damit wieder einmal zu offenbaren, „wie wenig ihr an einer starken Solidarität aller Versicherten gelegen ist“.
Mit Blick auf den Datenschutz sagte die Grünen-Politikerin: „Die Daten, welche durch den kleinen Begleiter am Handgelenk oder in der Hosentasche erhoben werden, dürfen nicht ohne das Wissen und die Zustimmung der Patientinnen und Patienten in die Hände Dritter gelangen.“ Patienten müssten „die volle Souveränität über ihre Daten erhalten. Sie müssen jederzeit entscheiden können, was mit ihren Daten passiert.“
Nach Angaben der Bundesregierung erfreuen sich Gesundheits-Apps und sogenannte Wearables einer zunehmenden Beliebtheit. Laut einer Umfrage des Branchenverbandes Bitkom würde ein Drittel der befragten Nutzerinnen und Nutzer ihre Gesundheitsdaten an Krankenkassen weitergeben, etwa um im Gegenzug Vorzüge zu erhalten.
Es gebe zwar große Potenziale bei der Informationsvermittlung, der Unterstützung beim individuellen Training und der Förderung des Gesundheitsbewusstseins durch die Minicomputer, aber auch erhebliche Risiken besonders für die sensiblen Gesundheitsdaten der Versicherten. Nach einer Studie im Auftrag des Justizministeriums sehen 39 Prozent der Befragten die Verwendung ihrer Daten durch Dritte als Problem an.
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