Tote bei Angriff auf Kinderhilfsorganisation in Afghanistan

Kabul – Bei einem Angriff mit Bomben und Schusswaffen auf ein großes Büro der Kinderhilfsorganisation Save the Children in Ostafghanistan sind mindestens sieben Menschen ums Leben gekommen. Unter ihnen seien ein Zivilist und ein Mitglied der Sicherheitskräfte, sagte der Regierungssprecher der Provinz Nangarhar, Attaullah Chogiani, heute. Außerdem seien die mutmaßlich islamistischen Attentäter tot.
Laut Augenzeugen gab es auch Stunden nach Beginn des Polizeieinsatzes Schusswechsel in dem Haus. Wie viele Attentäter sich noch darin aufhielten, blieb zunächst unklar. Außerdem seien bei dem Angriff auf das Büro zwölf Menschen verletzt worden, sagte Chogiani. Ein Mitarbeiter des Gesundheitsministeriums sprach von 14 Verletzten. Die Zahl könne noch steigen. Ein Mitarbeiter von Save the Children, der ungenannt bleiben wollte, sagte, in dem Büro arbeiteten bei Vollbesetzung um die 100 Menschen. Ob auch internationale Mitarbeiter im Haus waren, blieb zunächst unklar.
Mitarbeiter im Safe Room
Der Angriff hatte gegen neun Uhr Ortszeit begonnen. Wie Regierungssprecher Chogiani berichtete, sprengte sich zuerst vor dem Gebäude ein Selbstmordattentäter in die Luft. Dabei gingen auch einige Autos in Flammen auf. Dann seien Bewaffnete in das Haus eingedrungen und hätten um sich geschossen. Bis zum Mittag wurden zwei Stockwerke gesichert. Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hat den Angriff auf ein Büro der Kinderhilfsorganisation Save the Children in Ostafghanistan für sich reklamiert. Die radikalislamischen Taliban ließen zuvor verlauten, sie steckten nicht hinter dem Anschlag.
Ein Save-the-Children-Mitarbeiter sagte, viele Mitarbeiter seien im Safe Room, einem Zimmer mit schusssicheren Stahltüren und oft ohne Fenster. Für die meisten Hilfsorganisationen in Afghanistan sind solche Schutzräume mittlerweile zur Pflicht geworden. Save the Children veröffentlichte über das Kurznachrichtenforum Twitter eine Mitteilung. „Wir sind niedergeschmettert“, hieß es darin. Die Organisation sorge sich vor allem um die Sicherheit der Belegschaft und warte auf mehr Informationen. Man können derzeit keine Kommentare abgebeben.
Mittlerweile haben afghanische Sicherheitskräfte 46 Menschen, unter ihnen zwölf Frauen, in Sicherheit gebracht, wie ein Sprecher der Regierung der Provinz Nangarhar, Attaullah Chogiani, erklärte. Einige Mitarbeiter der Organisation seien leicht verletzt worden. Unklar blieb bislang, ob sich in dem Haus noch weitere Mitarbeiter aufhalten.
Wie Save the Children mitteilte, hat dei Organisation die Arbeit landesweit eingestellt. Alle Büros seien geschlossen worden, hieß es in sozialen Medien. „Wir sind bereit, unsere Operationen und lebensrettende Arbeit so schnell wie möglich wieder aufzunehmen“, hieß es in der Botschaft – sobald es sicher sei.
Save the Children ist eine der größten Hilfsorganisationen in Afghanistan. Die NGO arbeitet seit Jahrzehnten in vielen Provinzen und hilft vor allem Kindern und Müttern in den Bereichen Gesundheit und Bildung. Ihre Projekte werden auch aus Deutschland unterstützt.
Der Angriff bestätigt die Einschätzung der UN, dass Afghanistan eines der gefährlichsten Länder der Welt für Helfer bleibt. Nach Angaben der UN aus dem Dezember waren im vergangenen Jahr 17 Entwicklungs- und Nothelfer getötet worden, 33 verletzt und 47 entführt.
Die Sicherheitslage in Afghanistan hat sich seit Ende der Nato-Kampfmission vor drei Jahren drastisch verschlechtert. Die Taliban kontrollieren oder beeinflussen nach Militärangaben mittlerweile wieder rund 13 Prozent des Landes und kämpfen um weitere 30 Prozent. Der IS verübt mehr Anschläge.
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