Transplantation eines Nabelschnurblutpräparats reicht aus

Minneapolis – Die Transplantation von Stammzellen aus einem einzigen Nabelschnurblutpräparat nach myeloablativer Therapie ist laut einer Studie im New England Journal genauso effektiv wie die Transplantation von zwei unterschiedlichen Stammzellpräparaten. Die Arbeitsgruppe um John Wagner an der University of Minnesota schließt dies aus ihrer randomisierten kontrollierten Studie mit mehr als 200 Patienten (doi: 10.1056/NEJMoa1405584).
Nabelschnurblut enthält eine vergleichsweise hohe Menge Stammzellen. Eltern können das Blut ihrer Kinder spenden und in großen Stammzellbanken kryokonservieren lassen. Die gespendeten Zellen werden dann in der Regel für allogene Stammzelltransplantationen nach myeloablativer Therapie bei Leukämien oder myeolodysplastischen Syndromen eingesetzt.
Dies kommt jedoch nur dann infrage, wenn die Anzahl in den entsprechenden Blutpräparaten für den Patienten ausreicht. Für größere oder erwachsene Patienten besteht daher die Möglichkeit, eine Mischtransplantation aus zwei Blutpräparaten herzustellen. Die Forscher wollten der Frage nachgehen, ob möglicherweise auch Patienten, für welche die Stammzellzahl aus einem einfachen Präparat ausreicht, von einer erhöhten Stammzellmenge aus zwei Präparaten weiter profitieren.
Sie randomisierten 224 Patienten in zwei unterschiedliche Behandlungsarme. Im ersten Behandlungsarm erhielten die Patienten eine Stammzellgabe aus einem Präparat, während im zweiten Behandlungsarm zwei Präparate transplantiert wurden. Die Patienten waren zwischen einem und 21 Jahren alt und litten an akuten Leukämien oder myelodysplastischen Syndromen. Primärer Endpunkt der Studie war das Überleben ein Jahr nach der Therapie.
Nach einfacher Gabe der Stammzellen betrug das Gesamtüberleben nach einem Jahr 73 Prozent, während es bei Doppelgabe bei 65 Prozent lag (p=0,17).
In Bezug auf die Nebenwirkungen waren beide Patientengruppen vergleichbar: Ereignisfreie Überlebensrate, Todesfälle durch die Transplantation, Infektionsrate und Erholung der Neutrophilen zeigten zwischen den Gruppen keine wesentlichen Unterschiede. Graft-versus-Host-Disease (GVHD) Stadium III und IV sowie komplizierte chronische Verläufe dieser Abstoßungsreaktion konnten die Wissenschaftler in der einfach transplantierten Gruppe seltener beobachten. Die Erholung der Plättchenzahl erfolgte in dieser Gruppe ebenfalls schneller.
Die Forscher sind der Meinung, dass eine erhöhte Stammzellzahl durch die Gabe von zwei Präparaten das Outcome der Patienten nicht verbessert. Sofern die Stammzellzahl im einfachen Präparat ausreicht, würden Patienten von zusätzlichen Stammzellpräparaten nicht weiter profitieren.
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