Vermischtes

Trauer­bewältigung: Internetbasierte Therapie statt psycho­therapeutischer Beratung

  • Mittwoch, 24. Mai 2017
Trauerndes Mädchen vor einem leeren Blatt Papier /emieldelange, stock.abobe.com
Durch Schreibaufgaben sollen Trauernde neue Perspektiven gewinnen. /emieldelange, stock.abobe.com

Leipzig – Den Tod eines nahestehenden Menschen durch eine Krebserkrankung können viele Menschen nur schwer verarbeiten. Die Universität Leipzig bietet Betroffenen ein internetbasiertes Therapieverfahren an, das sie bei einer langen und intensiven Trauerreaktion begleitet. Über fünf Wochen erhalten die Teilnehmer Schreibaufgaben, die mit einer persönlichen Therapeutin ausgewertet und schriftlich beantwortet werden. Das Therapieverfahren beruht auf kognitiv-verhaltenstherapeutischen Behandlungs­ansätzen.

Die Internettherapie dauert fünf Wochen. Sie arbeitet verstärkt an den Symptomen und Gedanken, die im Zusammenhang mit der Trauer auf­treten. Dafür erhalten Teilnehmer zweimal in der Woche eine strukturierte Schreibaufgabe, welche sie zu Hause zu einem selbst gewählten Termin erledi­gen. Innerhalb eines Werktags erhalten sie darauf eine Rückmeldung von ihrer persönlichen Therapeutin zusammen mit einer neuen Schreibaufgabe. Darin geht es zunächst um die Auseinander­setzung mit dem schmerzhaften Erleb­nis, um im Anschluss eine neue Perspek­tive auf den Verlust des Angehörigen gewinnen zu können. So sollen die Betroffenen auch ein stärkeres Gefühl von Kontrolle über ihr eigenes Leben zurückbekommen.

Die Wartezeiten auf einen Therapieplatz für eine psychotherapeutische Beratung sind oft lang, die Termine schwer in den Alltag einzubinden. Internetbasierte Psychothera­pien hingegen sind leichter zugänglich: Patienten können von zu Hause aus teil­nehmen und Aufgaben des Therapeuten erledigen, wenn sie Zeit dafür haben. „Unsere Studien konnten bislang zeigen, dass Internettherapien bei langen, intensiven Trauer­reaktionen sehr gut wirken. Sie weisen mit einer ambulanten Psychotherapie vergleich­bare Behandlungseffekte auf“, sagt Anette Kersting, Direktorin der Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie des Universitätsklinikums Leipzig.

Für eine neue Studie zur Internettherapie suchen die Forscher nun Hinterbliebene von Menschen mit einer hämatologischen Krebserkrankung wie Leukämie, Lymphome und multiples Myelom. Betroffene können sich für das internetbasierte Therapieverfahren anmelden und Hilfe erhalten, während das Forscherteam den Therapieerfolg mit einem Fragebogen ermittelt. „Wir können so Veränderungen in der Intensität der Trauer­reak­tion aber auch Veränderungen von begleitenden psychischen und körperlichen Beschwer­den registrieren“, erklärt Studienleiterin Kersting.

Das Forschungsprojekt wird an der Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie in Zusammenarbeit mit der Sektion Psychosoziale Onkologie der Abteilung für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie sowie der Abtei­lung für Hämatologie und Internistische Onkologie am Universitätsklinikum Leipzig unter der Leitung von Kersting und Anja Mehnert durchgeführt. Gefördert wird die Studie von der Deutschen José-Carreras-Leukämie-Stiftung.

gie/idw

Diskutieren Sie mit:

Diskutieren Sie mit

Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.

Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel.

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung