Trendwende hin zur individualisierten Ernährungstherapie bei Krebs

Berlin – Eine Trendwende bei der Ernährung von Krebspatienten fordern verschiedene Fachgesellschaften und Arbeitsgruppen: weg von der sogenannten keimarmen Ernährung hin zu einer individualisierten Ernährungstherapie.
In einer Stellungnahme fordern sie, Patienten unter und nach intensiven Chemotherapien umfassend ernährungsmedizinisch zu beraten. Jeder Gewichtsabnahme müsse durch geeignete ernährungsmedizinische Maßnahmen begegnet werden.
An dem Aufruf beteiligen sich die Arbeitsgemeinschaft Prävention und Integrative Onkologie (PRiO) in der Deutschen Krebsgesellschaft, der Arbeitskreis Ernährung in der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie (DGHO), die Deutsche Gesellschaft für Ernährungsmedizin, der Verband der Diätassistenten – Deutscher Bundesverband (VDD) und der Berufsverband Oecotrophologie (VDOE).
Lange galt es laut den Gesellschaften als Standard, bei onkologischen Patienten mit intensiver Chemotherapie oder Stammzelltherapie auf eine „keimarme Ernährung“ zu achten. Nach der Definition des Robert-Koch-Instituts bedeutet dies eine „explizite Vermeidung jeglicher Nahrungsmittel, die über eine Kontamination mit und Übertragung von fakultativ pathogenen oder opportunistischen Mikroorganismen Infektionen bei immunsupprimierten Patienten auslösen können.“
Dies beschränkt die Auswahl der Nahrungsmittel stark – beispielsweise sind frisches Obst und Gemüse sowie nicht erhitzte Lebensmittel und Gewürze tabu.
Laut der Stellungnahme entspricht eine solche Ernährung nicht mehr dem Stand der Wissenschaft. „Die Evaluation der wissenschaftlichen Daten zur keimarmen Ernährung zeigt jedoch, dass diese keimarme Ernährung keinen Vorteil, aber erhebliche Risiken für die Patienten mit sich bringt. Diese Ernährungsform ist deshalb nicht indiziert“, heißt es in der Stellungnahme.
Problematisch sei vor allem das hohe Risiko einer Mangelernährung bei dieser Ernährungsform, so Gesellschaften und Arbeitsgruppen.
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