Hochschulen

Triage soll Notaufnahme der Universitätsklinik Mainz entlasten

  • Montag, 18. März 2019
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Mainz – An der Universitätsklinik Mainz ist heute eine Modellpraxis eröffnet worden, mit der die Notaufnahme des Klinikums dauerhaft entlastet werden soll. Im Unterschied zu Notfallpraxen an Krankenhäusern, in denen Vertragsärzte ausschließlich zu sprechstun­denfreien Zeiten Patienten versorgen, ist die „Allgemeinmedizinischen Praxis am Cam­pus“ (APC) in Mainz von Montag bis Samstag von acht bis 20 Uhr geöffnet – also auch, wenn andere Vertragsärzte geöffnet haben.

Für das Modellpro­jekt, das zunächst auf vier Jahre angelegt ist und das wissenschaftlich begleitet wird, waren Genehmigungen von Aufsichtsbehörden und Krankenkassen erfor­derlich. Sowohl die Kassen als auch die Kassenärztliche Vereinigung Rheinland-Pfalz (KV RLP) bringen sich finanziell in das Projekt ein. Die KV rechnet mit einem Defizit von bis zu 250.000 Euro pro Jahr, das jeweils zur Hälfte von der KV und den Krankenkassen getragen werde. Die Uniklinik hat in die Räume nach eigenen Angaben rund eine halbe Million Euro investiert.

„Wir sind davon überzeugt, dass wir mit der APC die Notaufnahme der Universitätsme­dizin nachhaltig entlasten können“, sagte Peter Heinz, Vorstandsvorsitzender der KV RLP. Es gehe aber auch darum, Patienten, die durch Haus- oder Fachärzte der Region behan­delt werden könnten, zu sensibilisieren. „Da den Kassenärztlichen Vereinigungen der Betrieb einer Arztpraxis während der regulären Praxisöffnungszeiten derzeit – mit Aus­nahme von unterversorgten Regionen – noch untersagt ist, haben wir die Einrichtung der APC als Modellvorhaben beantragt“, sagte Heinz.

Auch nach Ansicht von Norbert Pfeiffer, Vorstandsvorsitzender und Medizinischer Vor­stand der Universitätsmedizin Mainz, wird sich die Einrichtung der APC als sehr positiv erweisen. „Gemeinsam mit der APC werden wir den vielen Patienten in unserer Notauf­nahme besser gerecht werden können“, sagte Pfeiffer. Leichter erkrankte Patienten könnten direkt behandelt werden. Schwer erkrankten Patienten, die eine stationäre Aufnahme benötigen, könne man sich noch besser widmen. „Wir versprechen uns davon auch eine spürbare Entlastung des Personals der Notaufnah­me und eine signifikante Verkürzung der Wartezeiten für hilfesuchende Patienten“, so Pfeiffer.

Im Alltag entscheiden das Team der APC bei Patienten mit akuten Beschwerden, ob es sich um einen echten Notfall handelt oder ob dem Patienten empfohlen wird, einen niedergelassenen Arzt auf­zusuchen. Die dritte Möglichkeit ist eine Versorgung vor Ort durch die Ärzte der APC.

Etwa 40 Prozent der mehr als 16.000 Patienten, die 2018 in die Notaufnahme der Uni­klinik kamen, wären in der Obhut des Hausarztes gut aufgehoben gewesen, sagte der Leiter der Notaufnahme, Andreas Fischbach. In der APC werde mithilfe einer in der Schweiz bereits getesteten Software (SmED) schnell herausgefunden, wie dringend ein Patient behandelt werden müsse und wo, sagte APC-Leiterin Birgit Schulz. Kein Patient werde aber weggeschickt, ohne von einem der drei Ärzte gesehen worden zu sein.

In der Vergangenheit habe sich gezeigt, dass etwa jeder zweite Patient in der Notauf­nahme der Universitätsklinik auch vom Hausarzt hätte behandelt werden können, sagte der Leiter für das Modellprojekt bei der Kassenärztlichen Vereinigung Rheinland-Pfalz (KV RLP), Christian Zapp. Als weiteres Ziel des Projekts nannte er eine bessere Verzah­nung zwischen ambulanter und stationärer Versorgung.

may/dpa

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