Ausland

Trump beendet Zusammenarbeit mit WHO

  • Dienstag, 2. Juni 2020
US-Präsident Donald Trump /dpa
US-Präsident Donald Trump /dpa

Genf – Nach seiner scharfen Kritik an der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat US-Präsident Donald Trump die Zusammenarbeit aufgekündigt. Ein erst vergangene Woche verkündetes Ultimatum wartete er nicht ab. „Wir werden heute unsere Beziehung zur Welt­gesundheitsorganisation beenden“, sagte Trump am vergangenen Freitag im Weißen Haus.

Die amerikanischen Beiträge würden künftig in andere globale Gesundheits­projek­te ge­steckt. Im Streit um den Umgang mit der Coronapandemie hatte er bereits Mitte April die US-Zahlungen an die WHO eingestellt.

Die WHO will dennoch weiter mit den Vereinigten Staaten zusammenarbeiten. Die US-Mitgliedschaft in der UN-Unterorganisation sei in den vergangenen Jahrzehnten sehr wichtig gewesen, sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus heute bei einer virtu­ell­en Pressekonferenz in Genf. Trotz der Entscheidung von US-Präsident Donald Trump für den Austritt sei es „der Wunsch der WHO, dass diese Zusammenarbeit fortgesetzt wird“.

„Die Beiträge und die Großzügigkeit der US-Regierung und des amerikanischen Volkes zu Gunsten der Weltgesundheit während vieler Jahrzehnte waren immens und haben für die öffentliche Gesundheit in der Welt einen großen Unterschied gemacht“, hob Tedros her­vor.

Trump wirft der UN-Unterorganisation seit Wochen „Missmanagement“ in der Coronakrise sowie Einseitigkeit zugunsten Chinas vor, wo das Virus SARS-CoV-2 Ende 2019 erstmals bei Menschen festgestellt worden war. Bereits vor zwei Wochen hatte Trump mit einem dauerhaften Zahlungsstopp und dem Austritt aus der WHO gedroht und diese als „Mario­nette Chinas“ bezeichnet.

Deutschland und die EU reagierten mit Bedauern und Unverständnis auf Trumps Aus­tritts­­­­entscheidung. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und der EU-Außen­beauftragte Josep Borrell riefen ihn auf, seinen Schritt zu „überdenken“. Weltweite Koope­ration und Solidarität seien gerade angesichts der Pandemie wichtig.

„Die WHO muss weiter in der Lage sein, die internationale Antwort auf Pandemien zu di­ri­gieren – sowohl aktuell als auch in der Zukunft“, hieß es in der gemeinsamen Erklärung. Dafür sei die Teilnahme und Unterstützung aller Länder notwendig und unabdingbar. Ge­rade in der Coronakrise müsse die internationale Kooperation und die Suche nach ge­mein­samen Lösungen verstärkt werden.

Auch aus Deutschland kam Kritik an der US-Entscheidung: Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) verurteilte den Schritt Trumps als „falsches Signal zur falschen Zeit“. Zur Be­wältigung der Pandemie „brauchen wir weltweite Kooperation statt nationaler Allein­gänge“, sagte Maas der Funke Mediengruppe.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) schrieb am Samstag auf Twitter, das von Trump beschlossene Ausscheiden der USA aus der WHO sei ein „enttäuschender Rück­schlag für die internationale Gesundheitspolitik“. Zugleich räumten Maas und Spahn Re­formbedarf bei der WHO ein.

Die 1948 gegründete WHO ist abhängig von Beiträgen ihrer mehr als 190 Mitgliedsländer sowie von Spenden von Regierungen und nicht-staatlichen Akteuren. Die USA waren bis­lang der größte Geldgeber.

Im Finanzjahr 2018/2019 unterstützten sie die WHO mit 893 Millionen Dollar (804 Milli­o­nen Euro) und stemmten damit rund 15 Prozent des Gesamtbudgets. China zahlte hin­gegen nur 86 Millionen Dollar. Deutschland trug im vergangenen Finanzjahr mit 5,2 Pro­zent zum WHO-Budget bei.

Ein Großteil der US-Zahlungen an die WHO floss nach Afrika und in den Nahen Osten. Rund ein Drittel des Geldes wurde für den Umgang mit Gesundheitsnotfällen verwendet, der Rest für Programme wie etwa für die Ausrottung der Kinderlähmung durch Impfun­gen und für die Vermeidung und Bekämpfung von Epidemien.

afp/dpa

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