Politik

Tuberkulose: Fallzahlen rückläufig, Ausbruch in Chemnitz

  • Freitag, 20. Januar 2023
/Kateryna_Kon, stock.adobe.com
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Berlin/Chemnitz – In einer Pflegefachschule und einem Pflegeheim in Chemnitz sind bisher 23 Tuberkulose­fälle festgestellt worden. Das teilte die Stadt heute mit. Insgesamt sind die Fallzahlen in Deutschland jedoch rückläufig, berichtete das Robert-Koch-Institut (RKI) gestern.

In Chemnitz sei eine Person zur weiteren Diagnostik ins Krankenhaus gebracht worden. Zunächst ließ sich den Angaben zufolge bei einer Pflegeschülerin, die in dem Heim tätig war, eine offene Lungentuberkulose feststellen. Daraufhin wurden ihre Kontakte ermittelt und untersucht, darunter Bewohner und Personal des Pflegeheims sowie Lehrer und Mitschüler der Pflegefachschule.

Das RKI hatte gestern seinem Tuberkulosebericht veröffentlicht. Demnach gab es 2021 in Deutschland 3.896 Tuberkulosefälle. Das bedeutet, dass unter 100.000 Einwohnern 4,7 neu an einer Tuberkulose erkrankten. Damit sank die Zahl der registrierten Fälle gegenüber 2020 um sechs Prozent.

Das sind die bislang niedrigsten Zahlen seit Einführung des Infektionsschutzgesetzes 2001, schreibt das RKI. Allerdings sei der Rückgang der Tuberkulosezahlen nur halb so hoch verglichen mit 2019 und 2020. In diesen Jahren fielen die Fallzahlen um jeweils zwölf Prozent. Besonders hohe Fallzahlen waren in den Jahren 2015 und 2016 mit je beinahe 6.000 erfassten Tuberkulosen erreicht worden, seitdem gehen die Zahlen zurück.

Um das von der Weltgesundheitsorganisation angestrebte Ziel von weniger als einer neu an Tuberkulose er­krankten Person pro 100.000 Einwohner in Niedriginzidenzländern wie Deutschland bis 2035 zu erreichen, müssten die Inzidenzen jährlich um zehn Prozent zurückgehen, so das RKI. Es bleibe abzuwarten, wie sich die Situation weiter entwickeln wird. Denn die derzeitige epidemiologische Lage sei vielseitig und würde vor allem durch die globale Mobilität sowie demografische Entwicklungen beeinflusst.

So traten etwa drei Viertel der Tuberkulosen (74 Prozent) bei Personen auf, die nicht in Deutschland geboren worden waren. Zu den am häufigsten genannten Geburtsländer zählten Rumänien, Indien, Somalia und Eritrea. Mit einer Inzidenz von 6,1 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner waren Männer deutlich häufiger von der Infektion betroffen als Frauen, deren Inzidenz bei 3,3 pro 100.000 Einwohner lag. In den Altersgruppen der 20-bis 24-Jährigen und der 25-bis 29-Jährigen wurden mit 10,1 beziehungsweise 10,3 Fälle pro 100.000 Einwohner die höchsten Inzidenzen registriert.

In den meisten Fällen (71,4 Prozent) handelte es sich um eine Lungentuberkulose, wobei die offene und infektiöse Form (n=2.325) öfter auftrat als die geschlossene Form (n=435). Der häufigste extrapulmonale Manifestationsort waren die Lymphknoten.

Der Anteil der durch multiresistente Mykobakterienstämme hervorgerufenen Infektionen betrug 2,8 Prozent und war damit vergleichbar hoch wie 2020. An der Tuberkulose verstarben 112 Personen. Damit betrug die Mortalität 0,13 Todesfälle pro 100.000 Einwohner.

Da die Tuberkulosetherapie mit mindestens sechs Monaten sehr lange dauert, gibt es dem RKI-Bericht zufolge für 2021 noch keine vollständigen Daten zum Behandlungserfolg. Unter den im Jahr 2020 neuerkrankten Personen (n=4.159) lagen jedoch für mehr als drei Viertel (n=3.420) Daten vor. Darunter konnte bei der überwiegenden Mehrheit (78,6 Prozent) die Therapie erfolgreich abgeschlossen werden, bei 14 Prozent war sie nicht erfolgreich. Ein Versagen der Behandlung wurde jedoch in keinem Fall berichtet.

Dabei nahm der Erfolg der Behandlung mit steigendem Alter ab. So konnten bei den bis zu 19-Jährigen mehr als 90 Prozent geheilt oder die Therapie vollständig durchgeführt werden, bei den ab 80-Jährigen traf dies nur noch auf 48 Prozent zu.

Insgesamt schätzt das RKI die Tuberkulose als eine auch in Deutschland wichtige und Public-Health-relevante Erkrankung ein. Das gelte vor allem hinsichtlich einer Differenzialdiagnose in der COVID-19-Pandemie und der internationalen Migration.

aks/dpa

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