Medizin

Typhus-Erkrankungen nach internationalem Hippie-Treffen

  • Montag, 18. September 2017

Stockholm – Mehrere Besucher eines „Rainbow Gatherings", einem jährlichen Treffen von Anhängern der Gegenkultur der 1960er Jahre („Hippies“), das in diesem Jahr in den italienischen Alpen stattfand, sind nach ihrer Rückkehr an Typhus erkrankt. In Frank­reich sind den Gesundheitsbehörden bisher drei, in Deutschland ein Fall bekannt geworden. Das European Centre for Disease Prevention and Control befürchtet, dass es zu weiteren Erkrankungen kommen könnte.

Typhus abdominalis wird durch Salmonella Typhi verursacht. Die systemische Erkrankung, die mit hohem Fieber, Kopfschmerzen und Benommenheit einhergehen kann, ist in Europa selten geworden. In Deutschland wurden im letzten Jahr 60 Fälle gemeldet, die meisten waren Reiserückkehrer, wobei Indien und Pakistan die häufigsten Infektionsländer waren.

Die Infektion wird in der Regel mit schlechter Hygiene, Lebensmittelverunreinigung und Mangel an sauberem Trinkwasser in Verbindung gebracht. Diese Bedingungen können bei den „Rainbow Gatherings“ schnell auftreten, da die Organisatoren mit Bedacht abgelegene Orte für ihre Treffen aussuchen. In diesem Jahr traf sich die Gruppe vom 23. Juli bis 21. August in der Region Friaul-Julisch Venetien im Nordosten Italiens in einer Gegend, die dem Vernehmen nach über einen mehrstündigen Fußmarsch über unwegsames Gelände erreicht werden konnte. Prekäre hygienische Bedingungen sind bei den Massenveranstaltungen kaum zu vermeiden.

Die Inkubationszeit bei Typhus beträgt in der Regel ein bis zwei Wochen. Bis zum Ausbruch der Erkrankung können jedoch bis zu 60 Tage vergehen. Die Infektion kann asymptomatisch verlaufen und die Infizierten können danach die Bakterien an enge Kontaktpersonen übertragen. Es ist deshalb möglich, dass die Rückkehrer des Lagers andere Personen angesteckt haben. 

Das ECDC betont, dass der Typhus abdominalis nicht identisch ist mit dem gefürch­teten, aber heute sehr seltenen Fleckfieber, das von Rickettsien ausgelöst wird und bei dem Läuse die Überträger sind.

Die Ausbreitung von Typhus abdominalis kann durch regelmäßiges Händewaschen mit Seife, sorgfältige Handhabung von Lebensmitteln  und die Vermeidung von unsicherem Wasser ohne Kochen verhindert werden. Die Gefahr einer Epidemie dürfte in Europa sehr gering sein. Die Betroffenen sollten sich frühzeitig behandeln lassen. Die Erkrankung ist in Deutschland meldepflichtig.

rme

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