Vermischtes

Über 400 Mal Verdacht von Pilzvergiftung

  • Donnerstag, 28. Oktober 2021
/Michael Cohn, stock.adobe.com
/Michael Cohn, stock.adobe.com

Mainz – Das für drei Bundesländer zuständige Giftinformationszentrum der Universitätsmedizin in Mainz hat in diesem Jahr bislang mehr als 400 Anfragen wegen möglicher Pilzvergiftungen registriert. Bis Ende vergangener Woche habe es 406 Anfragen gegeben, sagte der Toxikologe und Leiter des Zentrums, An­dreas Stürer.

In mehr als einem Drittel der Fälle sei empfohlen worden, einen Arzt oder gleich eine Klinik aufzu­su­chen. „Anhand der Symptome ist eine Pilzvergiftung schwer darzustellen, deshalb sind wir eher großzü­gig mit dem Rat in ein Krankenhaus zu gehen“, sagte Stürer. Das Giftinformationszentrum in Mainz ist für die Länder Hessen, Rheinland-Pfalz und das Saarland zuständig.

„Das Jahr ist noch nicht vorbei“, sagte Stürer. Die Experten rechnen bis Jahresende mit rund 440 Anfra­gen wegen Pilzen. Das wäre in den Jahren seit 1995 der siebthöchste Wert. Das sind nur die Anfragen beim Giftinformationszentrum. Nicht eingerechnet die Menschen, die direkt in die Notaufnahme gehen, einen Pilzsachverständigen kontaktieren oder den Notruf wählen.

Dabei seien die Anrufe wegen potenzieller Pilzvergiftungen nur ein ganz kleiner Bruchteil der sich in diesem Jahr wohl auf 50.000 Anrufe besorgter Menschen summierenden Zahl, sagte Stürer. In der Zent­rale werde am Limit gearbeitet, die Zahl der Anrufe sei in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen.

Dennoch würden die Mitarbeiter drei Kreuze machen und sich freuen, wenn die Pilzsaison vorbei ist. Ge­rade bei Pilzen seien die Symptome schwer einzuschätzen. Es könnten Anzeichen einer Unverträg­lich­keit, aber auch einer lebensbedrohlichen Vergiftung sein.

Oftmals wüssten die Menschen nicht mehr genau, was sie gegessen haben. In anderen Fällen, wie beim Knollenblätterpilz, komme die Symptoma­tik erst mit Stunden Verspätung. Der grüne Knollenblätterpilz ist für die meisten Todesfälle durch eine Pilzvergiftung in Deutschland verantwortlich.

Nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Mykologie (DGFM) gibt es in Mitteleuropa rund 10.000 Großpilze, knapp 200 Arten sind essbar und 150 giftig, etwa zehn davon tödlich. Pilzsachverständige bieten Lehrgänge an und zeigen Interessierten, wovon sie besser die Finger lassen sollten. Stürer: „In jedem Fall sollte man sich nicht einfach auf eine Bestimmungs-App verlassen.“

dpa

Diskutieren Sie mit:

Diskutieren Sie mit

Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.

Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel.

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung