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Übergewicht steigert Krebsrisiko, mehr Prävention gefordert

  • Montag, 25. September 2023
/filmbildfabrik, stock.adobe.com
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Heidelberg – Übergewicht als maßgeblicher Risikofaktor für Krebs wird Fachleuten zufolge oft unter­schätzt. Sie fordern bessere Rahmen­bedingungen, damit Menschen leichter ein gesundes Körpergewicht hal­ten oder erreichen können.

Während das erhöhte Krebsrisiko durch Rauchen hinlänglich bekannt sei, wüssten die Wenigsten um den Zusammenhang zwischen Tumorbildung und zu vielen Pfunden, teilten das Deutsche Krebsforschungszent­rum (DKFZ), die Deutsche Krebshilfe und die Deutsche Krebsgesellschaft (DKG) heute in Heidelberg mit.

Dabei gingen fast sieben Prozent der Krebsneuerkrankungen in Deutschland auf das Konto von Übergewicht, insbesondere von Fettleibig­keit. „Das bedeutet, dass jedes Jahr etwa 30.000 Menschen in Deutschland be­dingt durch ihr Übergewicht an Krebs erkranken. Das sind 30.000 vermeidbare Krebsfälle“, betonte DKFZ-Chef Michael Baumann anlässlich der 5. Nationalen Krebspräventionswoche vom 25. bis 29. September.

Brustkrebs nach den Wechseljahren und Darmkrebs treten demnach bei fettleibigen Menschen erheblich häu­figer auf als bei Normalgewichtigen. Bei Gebärmutter- und Nierenkrebs oder bei Karzinomen der Speiseröhre sei sogar fast die Hälfte aller Fälle durch Adipositas, also Fettleibigkeit, bedingt.

Die Fachgesellschaften fordern als ersten Schritt Werbeeinschränkungen für besonders übergewichtsfördern­de Produkte sowie eine höhere Besteuerung stark fett- und zuckerhaltiger Lebensmittel. Mit einer Social-Me­dia-Kampagne wollen die drei Organisationen für „weniger Überge­wicht, weniger Krebsrisiko“ werben.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) begrüßte den Vorstoß. „Durch die Beseitigung oder noch besser die Vermeidung dieser Risiko­faktoren durch gesunde Ernährung und ausreichend Bewegung reduzie­ren wir nicht nur das Risiko für eine Krebserkrankung, sondern auch für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, den Typ-2-Diabetes und Gelenkerkrankungen.“

Aus Sicht der Deutschen Krebshilfe ist es nicht leicht, sich in einer Welt voller Verführung durch hochkalori­sche Lebensmittel ausgewogen zu ernähren. Deren Chef Gerd Nettekoven unterstrich: „Die Prävention von Übergewicht muss bereits im Kindesalter ansetzen, denn hier hat Übergewicht oftmals seinen Ursprung.“

Deshalb müsse an Kinder gerichtete Werbung für übergewichtsfördernde Lebensmittel verboten werden, wie es die Ampelkoalition bereits angekün­digt habe. Denkbar sei auch eine „gesunde Mehrwertsteuer“: Die Ab­ga­ben für stark zucker-, fett- und salzhaltige Nahrungsmittel müssten erhöht, für Obst und Gemüse hingegen ge­strichen werden. Auch verbraucherfreund­liche Nährwertkennzeichnungen sowie ausgewogene Ernährungsan­gebote an Schulen seien hilfreich.

Deutschland hinkt nach Einschätzung der Experten in Sachen Prävention hinter anderen europäischen Län­dern her. So besteuerten England und Frankreich stark gezuckerte Limonaden, Portugal verbiete an Kinder gerichtete Werbung für ungesunde Lebensmittel. „In Deutschland haben wir dringenden Handlungsbedarf“, resümierte Michael Ghadimi, Präsident der Deutschen Krebsgesellschaft.

Die erhöhte Gefahr einer Tumorbildung bei Übergewichtigen geht unter anderem von dem die inneren Or­gane umgebenden Bauchfett aus. Es produziert viele entzündungsfördernde Botenstoffe, erläuterten die Experten.

Sind sie dauerhaft erhöht, können chronische Entzündungen entstehen, die krebsfördernd wirken. Die Fett­zellen im Körper produzieren außerdem das Sexualhormon Östrogen, das Krebszellen zum Wachstum anregen kann. Zudem kann eine dauerhaft erhöhte Insulinproduktion übergewichtiger Menschen das Wachstum von Krebszellen antreiben.

dpa

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