WHO erwartet deutlich mehr Krebserkrankungen bis zum Jahr 2050

Genf – Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) erwartet bis zum Jahr 2050 einen Anstieg der Krebsneuerkrankungen um 77 Prozent im Vergleich zu den Zahlen im Jahr 2022. Demnach könnten 2050 mehr als 35 Millionen neue Krebsfälle auftreten, 2022 waren es 20 Millionen, so die Schätzungen der Internationale Behörde für Krebsforschung (IARC). Das gab die WHO gestern bekannt.
Diese erwartete Zunahme spiegele zum einen die Alterung und das Wachstum der Bevölkerung wider. Zum anderen liege ihr auch die veränderte Exposition gegenüber Risikofaktoren zugrunde, von denen einige mit der sozioökonomischen Entwicklung zusammenhingen, erklärte die IARC. Als Schlüsselfaktoren für den erwarteten Anstieg nannte die Behörde Rauchen, Alkohol und Adipositas sowie Luftverschmutzung, die ein wesentlicher umweltbedingter Risikofaktor ist.
„Es ist zu beachten, dass der Anstieg der Krebsfälle mit dem exponentiellen Bevölkerungswachstum und der Verbesserung der Lebenserwartung zusammenhängt“, betonte Eduard Teixidor, Katalanisches Institut für Onkologie, Universitätskrankenhaus Dr. Josep Trueta in Girona. Die Überlebenschancen hingen dagegen eher mit einer frühzeitigen Diagnose und Behandlung zusammen.
Pablo Fernández Navarro, National Epidemiology Centre, Carlos III Health Institute aus Madrid, hob hervor, dass es entscheidend sei, die Situation hinsichtlich der Krebserkrankungen als eine der Hauptursachen für Morbidität und Mortalität in der Welt zu überwachen, um die Auswirkungen dieser Krankheit auf die Bevölkerung kontrollieren zu können.
Der größte absolute Anstieg an Krebsneuerkrankungen wird in den am weitesten entwickelten Ländern der Welt erwartet, so die WHO. Den Berechnungen zufolge seien hier 2050 4,8 Millionen zusätzliche neue Krebsfälle im Vergleich zu 2022 zu erwarten.
Im Verhältnis zur Einwohnerzahl würden jedoch die Länder am unteren Ende des von den Vereinten Nationen verwendeten Index für menschliche Entwicklung (HDI) den mit 142 Prozent den größten Anstieg verzeichnen, gefolgt von Staaten mit mittlerem HDI mit 99 Prozent. Zudem könne sich die Krebsmortalität voraussichtlich 2050 fast verdoppeln.
„Die Daten sind ein Weckruf, der auf die aktuellen und künftigen krebsbedingten Folgen in unserer globalen Gesellschaft aufmerksam macht“, sagte Teixidor. Die zunehmende Ungleichheit zwischen den Ländern werde die Unterschiede in der Fähigkeit, Krebs zu bekämpfen, immer deutlicher zutage treten lassen.
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