Medizin

Überraschend hohe Rate an Coronainfektionen beim Augenärztekongress

  • Mittwoch, 14. Juni 2023
/Gennady Danilkin, stock.adobe.com
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Homburg/Saar – Beim Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Ophthalmologie, der 2022 nach 3 Jahren erstmals wieder als Präsenzveranstaltung in Berlin tagte, steckten sich 8 % der Teilnehmenden mit SARS-CoV-2 an – deutlich mehr als bei anderen Medizinerkongressen.

Das berichten Forschende des Universitätsklinikums des Saarlandes (UKS) in JAMA Network Open (2023; DOI: 10.1001/jamanetworkopen.2023.18025).

Der Kongress fand während der Omikronwelle statt und schrieb den Teilnehmenden keine verpflichtenden Schutzmaßnahmen wie das Tragen einer Maske, Selbsttests oder Impfungen vor. 3 Wochen nach dem Kongress fand eine Onlinebefragung der Teilnehmenden statt.

Von den 4.463 Kongressteilnehmenden nahmen gut zwei Drittel an der Befragung teil und 8 % (109 von 1.355) gaben an, nach dem Kongress positiv auf SARS-CoV-2 getestet worden zu sein. Die Mehrzahl der Tests war innerhalb von 1 Woche nach dem Kongress durchgeführt worden.

Fast alle waren gegen COVID-19 geimpft

Das Forschungsteam um Alaa Din Abdin von der Klinik für Augenheilkunde am UKS berichtet, dass nahezu alle Kongressteilnehmenden (97,8 %) gegen COVID-19 geimpft gewesen seien. Aber der Impfstatus stand in dieser Studie nicht im Zusammenhang mit einer SARS-CoV-2-Infektion während des Kongresses.

Auch ob die Teilnehmenden auf der Anreise und während des Kongresses eine Maske getragen hatten und mit welchen Verkehrsmitteln sie nach Berlin gekommen waren, hatte keinen Einfluss auf die Infektionswahrscheinlichkeit.

Private Übernachtungen erhöhten das Ansteckungsrisiko

Aber es kristallisierten sich 2 andere Faktoren heraus, die mit dem Infektionsrisiko assoziiert waren: Teilnehmende, die zuvor schon einmal mit SARS-CoV-2 infiziert gewesen waren, testeten nach dem Kongress signifikant seltener erneut positiv auf das Virus. Kongressteilnehmende dagegen, die in Berlin bei Freunden oder Verwandten übernachteten statt in einem Hotel, kehrten signifikant häufiger mit einer SARS-CoV-2-Infektion nach Hause zurück.

„Im Vergleich zu anderen Studien, die die Infektionsraten nach Medizinkongressen untersuchten und auf 0,0-1,7 % kamen, erscheint ein Anteil von 8 % mit positivem SARS-CoV-2-Test nach der Rückkehr hoch“, schreiben Din Abdin und seine Kollegen.

Doch diese höhere Rate könnte damit zusammenhängen, dass der Kongress während der Omikronwelle stattfand. „Die Omikron-Variante von SARS-CoV-2 hatte eine viel höhere Infektionsrate und die Impfstoffe waren aufgrund von Immun-Escape-Mutationen weniger wirksam“, erklären die Autoren.

Besseres Abbild der heutigen Situation

„Die einzigartigen Eigenschaften von Omikron und der Verzicht auf verpflichtende Schutzmaßnahmen macht unsere Studie möglicherweise besser mit der aktuellen COVID-19-Landschaft vergleichbar [als vorhergehende Studien]“, ergänzen sie.

Din Abdin und seine Koautoren räumen ein, dass Kongressteilnehmende, die keine Symptome zeigten und deshalb auch keinen Test durchführten, nicht eingeschlossen werden konnten. Darüber hinaus könnte es sein, dass diejenigen mit positivem Test eher an der Befragung teilnahmen. Und auch die Art der (freiwillig) getragenen Masken wurde nicht näher spezifiziert.

Ihr Fazit lautet: „Massenansammlungen wie ein großer Kongress sind mit SARS-CoV-2-Infektionen assoziiert, aber die private Unterbringung bei Freunden oder Verwandten stellte sich in dieser Studie als der primär assoziierte Faktor dar. Eine bestätigte SARS-CoV-2-Infektion in der Anamnese kann dagegen als Schutzfaktor angesehen werden.“

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