Umfrage: Mehrheit von britischen Gläubigen für Sterbehilfe

London – Vor der Oberhausdebatte über die Legalisierung aktiver Sterbehilfe am Freitag spricht sich eine Mehrheit von Anglikanern, Katholiken und Juden für eine Zulassung aktiver Sterbehilfe in Großbritannien aus. Baptisten, Muslime und Hindus bleiben mehrheitlich dagegen. Dies geht aus einer Umfrage unter 4.500 gläubigen Briten hervor, aus der die Tageszeitung The Times vom Mittwoch zitiert. Demnach sprachen sich drei Viertel der Anglikaner und zwei Drittel der Katholiken für eine entsprechende Gesetzesänderung aus. 70 Prozent der Juden, aber weniger als 33 Prozent der Muslime befürworteten die Zulassung aktiver Sterbehilfe.
Die Verantwortliche der Studie, die Religionssoziologin Linda Woodhead von der Universität Lancaster nannte als meistgenannte Begründung, es sei Sache jedes einzelnen, wie er oder sie sterben wolle. Gegen eine Gesetzesänderung werde zumeist ein drohender Dammbruch angeführt, der Alte und Kranke langfristig zur Selbsttötung drängen könnte. Die „Unantastbarkeit des Lebens“ sei dagegen nur selten als Begründung genannt worden, so Woodhead.
Religionsführer gegen aktive Sterbehilfe
Unterdessen veröffentlichten am Mittwoch mehr als 20 britische Religionsführer einen gemeinsamen Appell an die Parlamentarier, die umstrittene Gesetzesinitiative nicht zu verabschieden. Sie verwiesen auf den Wert jedes einzelnen Menschenlebens und auf die Gefahren für den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Gerade besonders verletzliche Individuen dürften nicht von der Gesellschaft unter Druck gesetzt werden, ihrem Leben ein Ende zu setzen.
Zu den Unterzeichnern gehören der Primas der anglikanischen Kirche von England, Erzbischof Justin Welby, der katholische Erzbischof von Westminster, Kardinal Vincent Nichols, sowie hochrangige Vertreter von protestantischen Kirchen, Judentum, Islam, Hinduismus, Sikhismus und Zoroastriern. Die katholische Bischofskonferenz von England und Wales hatte die Gläubigen im Vorfeld aufgefordert, ihren Abgeordneten zu schreiben.
Am Freitag debattiert das Oberhaus in London über den Gesetzentwurf von Lord Charles Falconer zur Legalisierung aktiver Sterbehilfe. Die Regelung würde Ärzten erlauben, Schwerstkranken Medikamente zu verschreiben, mit denen sie ihrem Leben ein Ende setzen können. Als Voraussetzung für eine solche Hilfe beim Suizid sieht Falconers Entwurf vor, dass die Betroffenen eine entsprechende Erklärung unterzeichnet haben und ihre Lebenserwartung weniger als sechs Monate beträgt.
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