Umfrage: Mehrheit will schärferen Datenschutz

Berlin – Eine relative Mehrheit der Bevölkerung fordert eine Verschärfung des Datenschutzes. Währenddessen wird er von einer ebenso großen Mehrheit der Beschäftigten im Gesundheitswesen als Hauptproblem bei der Digitalisierung gesehen. Zu diesem Ergebnis ist eine aktuelle Befragung des Meinungsforschungsinstituts Civey.
„Die Themen Digitalisierung und Gesundheit werden von den meisten noch nicht zusammengedacht“, resümierte Judith Klose, Vice President Media & Marketing bei Civey, als sie die Ergebnisse beim Fachforum Gesundheit zum Thema seltene Erkrankungen und Europäischer Gesundheitsdatenraum (EHDS) des Berliner Tagesspiegel zusammenfasste.
In einer bevölkerungsrepräsentativen Erhebung danach gefragt, wo sie die Digitalisierung in ihrem Alltag am stärksten wahrnehmen, antworteten 25,9 Prozent mit ihrer Freizeit, also beispielsweise beim Shopping oder bei Events.
Es folgen die Arbeit mit 19,6 und die Verwaltung mit 8,5 Prozent. Das das Gesundheitswesen nannten gerade einmal 3,1 Prozent der 5.000 Befragten. Ähnlich sieht es bei der Frage nach dem größten Potenzial der Digitalisierung aus.
Hier antworteten 37,3 Prozent, dass sie das in der Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung sehen, gefolgt vom Bildungswesen mit 25,8 Prozent. Nur zehn Prozent sehen dieses Potenzial im Gesundheitswesen.
Von jenen Befragten, die selbst im Gesundheitswesen arbeiten, sah wiederum eine Mehrheit von 48 Prozent die Datenschutzdebatte als größte Hürde bei der Digitalisierung ihres Sektors, gefolgt von fehlender Infrastruktur mit 41 und Fachkräftemangel mit 34 Prozent.
Ginge es nach der Mehrheit aller Befragten, würde sich dieses Hauptproblem aber noch verschärfen: Denn 42,6 Prozent von ihnen gaben an, dass der Datenschutz in Deutschland ihrer Meinung nach verschärft werden sollte. 28 Prozent sprachen sich für eine Lockerung aus, nach Meinung von 25,5 Prozent der Befragten, sollte er so bleiben wie er ist.
Dabei komme der Ausgestaltung von Datenschutz und Datenzugang gerade bei der Entwicklung von Orphan Drugs, also Arzneimitteln gegen seltene Erkrankungen, eine zentrale Rolle zu, erklärte Jean-Luc Delay, Deutschlandgeschäftsführer des Pharmakonzerns Takeda.
Denn bei seltenen Erkrankungen müsse man oft mit Populationen von 30 bis 50 Fällen arbeiten – zu wenig, um belastbare Ergebnisse in klinischen Studien und anderen Forschungsarbeiten zu generieren. „Jeder Datensatz, der dazukommt, hilft uns enorm“, sagte Delay.
So könne der geplante EHDS helfen, die Evidenz von klinischen Studien zu Orphan Drugs zu stärken. Eine Erweiterung der Datenbasis könne somit auch erstmals die Erforschung und Entwicklung von Therapien für Krankheiten ermöglichen, die bisher als unheilbar gelten – also für die übergroße Mehrheit aller seltenen Erkrankungen, erklärte Delay: „Da liegt das Potenzial.“
Das sei jedoch nur der Fall, wenn die dahingehende Regulierung des Datenzugangs entsprechend ausgestaltet wird. Da ist momentan noch einiges in der Schwebe, wie Thomas Renner, Leiter der Unterabteilung Digitalisierung und Innovation im Bundesministerium für Gesundheit, erklärte.
„Wir merken in den vergangenen Monaten, dass die Debatte um den EHDS immer hitziger wird. Es gibt da erhebliche Widerstände“, erzählte er. „Wir teilen die Grundeinschätzung, dass Daten geteilt werden sollen. Nur über das Wie herrscht teilweise Uneinigkeit.“
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