UN-Bericht: 735 Millionen Menschen hungern weltweit

Rom – Fast eine dreiviertel Milliarde Menschen leiden an Hunger oder Unterernährung. Das geht aus einem Bericht mehrerer UN-Organisationen von heute hervor.
Demnach waren 2022 weltweit im Durchschnitt rund 735 Millionen Kinder und Erwachsene von unterschiedlichen Formen des Hungers betroffen – fast genau so viele wie 2021 (739 Millionen) und deutlich mehr als vor Beginn der Coronakrise: 2019 lag die Zahl noch bei 613 Millionen.
Die Vereinten Nationen hatten sich eigentlich zum Ziel gesetzt, dass bis 2030 niemand mehr Hunger leiden muss auf der Welt. Mit dem aktuellen Trend sei das nicht realisierbar, wird im aktuellen Report zur Lebensmittelsicherheit und Ernährung resümiert.
Der Bericht wird von der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO), dem Internationalen Fonds für landwirtschaftliche Entwicklung (IFAD), dem UN-Kinderhilfswerk Unicef, dem Welternährungsprogramm (WFP) und der Weltgesundheitsorganisation (WHO) erstellt.
Bereits im Frühjahr hatten die FAO, das WFP und die Europäische Union in einem anderen Bericht dargelegt, dass gut eine Viertelmilliarde Menschen weltweit teils dramatisch hungern.
UN-Generalsekretär António Guterres forderte deshalb „intensive und sofortige Anstrengungen weltweit“. Im Vorwort des neuen Reports schreiben die Chefs der fünf Organisationen nun aber, dass 2030 immer noch mit 600 Millionen Hungernden gerechnet werden muss.
Und es gibt weitere ernüchternde Zahlen: 2,4 Milliarden Menschen und damit fast 30 Prozent der Weltbevölkerung hatte vergangenes Jahr keinen dauerhaften Zugang zu Nahrung. Darüber hinaus wird von 3,1 Milliarden Menschen (42 Prozent der Weltbevölkerung) berichtet, die sich 2021 keine gesunde Ernährung leisten konnten. Für 2022 gibt es dazu noch keine Angaben.
Die Welthungerhilfe kritisierte heute erneut die geplanten Kürzungen im Bundeshaushalt bei der Entwicklungszusammenarbeit und humanitärer Hilfe. Die geplanten Kürzungen im Haushalt 2024 seien „das falsche Signal in Zeiten größter Not“, moniert die Präsidentin der Welthungerhilfe, Marlehn Thieme. Hunger sei „eines der größten lösbaren Probleme der Welt“.
Es brauche aber „den politischen Willen und die Einigkeit, die nötigen Maßnahmen auch umzusetzen“, so Thieme weiter. Dazu gehörten eine ausreichende Finanzierung sowie „grundlegende Reformen für ein gerechtes und nachhaltiges Ernährungssystem“, das vor allem die Menschen in ländlichen Regionen noch stärker unterstütze.
Afrika als Kontinent steht laut dem Generalsekretär der Welthungerhilfe, Mathias Mogge, erneut im Mittelpunkt der Arbeit. Die aktuelle Lage im Sudan sei exemplarisch für die fatalen Auswirkungen von bewaffneten Konflikten. „Die schweren Kämpfe und Millionen Menschen auf der Flucht sind enorme Herausforderungen in der täglichen humanitären Hilfe.“
Laut dem Jahresbericht standen der Welthungerhilfe im Jahr 2022 rund 341,2 Millionen Euro zur Verfügung. Die Spendeneinnahmen lagen bei 97,6 Millionen Euro. Öffentliche Geber stellten 241,5 Millionen Euro für die Projektarbeit bereit, mehr als 50 Prozent davon stammten aus Bundesmitteln. Der größte Einzelgeber war dabei das Bundesentwicklungsministerium mit 61,4 Millionen Euro.
Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze hatte im ZDF-„Morgenmagazin“ die geplanten Kürzungen ihres Etats um mehr als fünf Prozent als „schmerzhaft“ bezeichnet.
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