Ausland

UN-Gremium sieht versteckte Drogenepidemie unter älteren Menschen

  • Freitag, 26. März 2021
/picture alliance, Bodo Marks
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Wien – Die steigende Zahl an älteren Drogenkonsumenten auf der ganzen Welt muss nach Ansicht von UN-Drogenexperten zu einem Umdenken führen. Regierungen schenkten dem Problem kaum Aufmerk­samkeit, obwohl es epidemische Ausmaße angenommen habe, kritisierte der Internationale Drogen­kon­trollrat (INCB) gestern in Wien.

Der Drogenkonsum im fortgeschrittenen Alter wachse schneller als bei Jüngeren, schrieb das Gremium in seinem jährlichen Trendbericht. Dies hat aus Sicht des INCB mit der Alterung der Baby-Boomer-Genera­tion in reichen Ländern zu tun, die zwischen den 1940er- und 1960er-Jahren geboren wurde und häufig mit verbotenen Substanzen aufgewachsen sei.

Das Phänomen tritt aber auch anderswo auf. Studien zu Indien und Nigeria deuten auf einen beträchtli­chen Konsum in der Altersgruppe von 45 bis 64 Jahren hin. In Nigeria würden Menschen über 60 Jahren häufiger Hustensäfte und Beruhigungsmittel für nichtmedi­zinische Zwecke nehmen als Jüngere, schrieb der INCB.

Laut INCB haben ältere Drogenkonsumenten ein höheres Risiko für Gesundheitsprobleme. Da viele sich nicht trauen, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, bleiben sie oft im Verborgenen.

Deshalb brauche es bessere Datenerhebungen und maßgeschneiderte Gesundheitskonzepte, sagte INCB-Präsi­dent Cornelis de Joncheere. „Wir müssen das Stigma bekämpfen und wir brauchen eine altersge­mä­ße Gesundheitsversorgung“, sagte er vor Journalisten.

Der INCB zeigte sich auch besorgt über die Auswirkung der Pandemie auf die Versorgung mit medi­zini­schen Schmerz- und Narkosemitteln. Manche Länder hätten Exporte beschränkt, um ihre Corona­patien­ten in Intensivstationen behandeln zu können, schrieb das Gremium. Das wiederum habe zu Engpässen in anderen Ländern geführt.

dpa

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