Ausland

UN-Kritik an möglicher Aufhebung von Recht auf Schwangerschafts­abbrüchen in USA

  • Donnerstag, 19. Mai 2022
UN-Menschenrechtskommissarin Michelle Bachelet nimmt per Videoschalte an einer UN-Sitzung teil. /picture alliance, EPA, Marital Trezzini
UN-Menschenrechtskommissarin Michelle Bachelet nimmt per Videoschalte an einer UN-Sitzung teil. /picture alliance, EPA, Marital Trezzini

Panama-Stadt – UN-Menschenrechtskommissarin Michelle Bachelet hat sich besorgt über eine mögliche Aufhebung des Rechtsanspruchs auf Schwangerschaftsabbrüche in den USA geäußert.

„Mögliche Entscheidungen auf nationaler Ebene in den USA, die den fünf Jahrzehnte lang geltenden Schutz sexueller und reproduktiver Gesundheit beenden würden, sind sehr besorgniserregend“, sagte Bachelet ges­tern bei einem Wirtschaftsforum der Nachrichtenagentur Bloomberg in Panama.

Bachelet, die per Videokonferenz an der Veranstaltung teilnahm, bezog sich auf eine mögliche Entscheidung des Obersten Gerichtshofs der USA, der das Grundsatzurteil „Roe vs. Wade“ von 1973 kippen könnte. Dieses gewährt Frauen einen US-weiten Rechtsanspruch auf Schwangerschaftsabbruch.

Bachelet nannte die mögliche Entscheidung einen „heftigen Rückschlag für Frauenrechte“ und einen „Verstoß gegen internationale Menschenrechtsstandards“. Eine Aufhebung von „Roe vs. Wade“ würde demnach Millio­nen Frauen treffen. Wissenschaftliche Daten zeigten, dass stark restriktive Abtreibungsgesetze ärmere Men­schen und angehörige von Minderheiten unverhältnismäßig hart treffen, sagte Bachelet.

Weltweit seien unsichere Methoden für Abbrüche eine der häufigsten Todesursachen für Mütter. Sie ergänzte: „Daten haben bewiesen, dass strenge Abtreibungsgesetze nicht zu weniger Schwangerschaftsabbrüchen führen, sondern zu mehr illegalen Abtreibungen, die mit größerer Wahrscheinlichkeit gefährlich sind.“

Der Supreme Court der USA könnte das Grundsatzurteil „Roe vs. Wade“ bald aufheben, wie aus einem kürzlich öffentlich gewordenen Urteilsentwurf hervorgeht. Weil es kein Bundesgesetz zu diesem Thema gibt, hätten Bundesstaaten in der Folge freie Hand, Abtreibungen zu verbieten oder den Zugang zu Schwangerschaftsab­brüchen drastisch einzuschränken. Rund die Hälfte der 50 Bundesstaaten dürfte diesen Weg gehen.

Dort lebende Frauen müssten für eine Abtreibung dann in andere Bundesstaaten reisen, so dies ihnen mög­lich ist. Meinungsumfragen zeigen indes, dass eine Mehrheit der US-Bürger für den Zugang zu Abbrüchen sind.

afp

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