Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge: Medizinstudierende helfen als Paten
Berlin – Dort, wo die Angebote der Jugendhilfe zu kurz greifen, wollen sich Medizinstudierende in Berlin künftig verstärkt ehrenamtlich in dem Netzwerk „not alone“ engagieren. Das Besondere von „not alone“ ist die direkte Vermittlung und eine persönliche Begleitung zu den Angeboten der Einrichtungen des Netzwerkes durch Medizinstudierende, die den meist 15- bis 18-jährigen Flüchtlingen als Lotsen zur Seite gestellt werden.
Die Medizinstudierenden gehen in Hostels, in denen zugewanderte Heranwachsende betreut werden, und helfen ihnen im Rahmen von 1:1-Patenschaften, passende Sportvereine, Praktikumsplätze und Lehrbetriebe zu finden. „Es geht uns nicht darum, einen anonymen Pool aus Ehrenamtlichen zu bilden, die bei Bedarf einspringen und unbegleitete Minderjährige betreuen“, erklärte Friedemann Egender, Koordinator der Medizinstudierenden. „Unser Ziel ist es, freundschaftliche und persönliche Beziehungen zu den jungen Flüchtlingen aufzubauen und ihnen auf diese Weise bei ganz praktischen Dingen zu helfen.“
„Wir wollen die Jugendlichen auf das Leben in Deutschland vorbereiten und Perspektiven für die Integration schaffen“, sagte Reiner Felsberg, Geschäftsführer des Marburger Bundes Berlin-Brandenburg heute bei der Vorstellung des neuen „not alone“-Netzwerkes. In diesem Netzwerk arbeiten schon bestehende Einrichtungen wie die Ärztekammer Berlin, Vivantes, der Handelsverband Berlin Brandenburg, der Landessportbund Berlin, die Diakonie Berlin-Brandenburg, die Fachschaft der Charité, das Paul Gerhardt Werk, die Bertelsmann Stiftung, der Internationale Bund der freien Jugend-, Sozial- und Bildungsarbeit, das K.I.T. Eventmanagement und die Deutsche Apotheker- und Ärztebank mit Medizinstudierenden zusammen und geben so dem Ehrenamt den notwendigen Rahmen.
„Helfen ist unser Beruf“, sagte der Präsident der Ärztekammer Berlin, Günther Jonitz. Es gehe bei dem neuen Netzwerk aber weniger um medizinische Nothilfe als um Wahrung der ärztlichen Grundwerte, wie Humanität und Solidarität.
Der Bedarf für diese Art Hilfe ist groß: Allein 2015 sind mehr als 1.500 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge nach Berlin gekommen. Im ersten Halbjahr dieses Jahres waren es ungefähr 600 weitere. Es mangele an Angeboten, therapeutischen Plätzen und Fachkräften, sagte Hubert Hellmann vom Paul Gerhardt Werk, einem Träger der Jugendhilfe. Das neue Netzwerk „not alone" sei gerade an der Schnittstelle, wo die Jugendhilfe häufig ende, sehr wertvoll.
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