Unerwünschte Arzneimittelwirkungen auch von Erwartungen abhängig

London – Patienten, die nicht wissen, dass sie ein Statin einnehmen, zeigen weniger Nebenwirkungen als diejenigen, die sich der Wirkungen und Nebenwirkungen des Medikaments, das sie einnehmen, bewusst sind. Dies fanden Forscher des Imperial College London unter der Leitung von Ajay Gupta und Peter Sever heraus. Sie veröffentlichten ihre Ergebnisse in The Lancet (2017; doi: 10.1016/S0140-6736(17)31075-9).
Patienten erhalten Statine zu Senkung ihres Cholesterinspiegels. Dies dient bekanntlich insbesondere der Prävention von kardiovaskulären Ereignissen. Rund ein Fünftel aller Patienten setzt laut der Arbeitsgruppe das Medikament aus Angst vor Nebenwirkungen ab. Zu den Nebenwirkungen der Statine können Muskelschmerzen, Katarakt, Gedächtnisverlust, erektile Dysfunktion und Schlafstörungen zählen. Kennen Patienten diese Nebenwirkungen, führen sie offenbar Beschwerden eher auf das Statin zurück. Die Forscher sprechen in diesem Zusammenhang vom „Nocebo-Effekt“.
Die Wissenschaftler analysierten Daten aus einer großen randomisierten klinischen Studie (ASCOT), die die Cholesterinksenkung bei mehr als 10.000 Patienten aus Großbritannien, Irland und Skandinavien untersuchte. Während der dreijährigen Studie wurde Patienten entweder ein Statin oder ein Placebo verabreicht. Nach Ende der Studie folgte ein zweijähriges Follow-up, in dem die Probanden weiter regelmäßig überwacht wurden.
Eine Analyse der Daten der ASCOT-Studie zeigte, dass die Tatsache das die Patienten nicht wussten, ob sie Statin oder Placebo einnehmen, dazu führte, dass weniger Nebenwirkungen auftraten. Die Anzahl an Berichten über aufgetretene Nebenwirkungen war in beiden Gruppen gleich. Patienten, die jedoch wussten, dass sie ein Statin einnehmen, zeigten einen Anstieg muskelassoziierter Schmerzen von 41 Prozent.
Außerdem konnten die Forscher feststellen, dass das Auftreten von Nebenwirkungen nicht mit der Dauer der Einnahme des Statins in Verbindung steht. Eine signifikante Anzahl von Patienten, die ein kardiovaskuläres Ereignis erlitten haben, hatte zuvor die Statine eigenmächtig abgesetzt, so die Forscher.
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