Medizin

Unerwünschte Arzneimittel­wirkungen auch von Erwartungen abhängig

  • Mittwoch, 17. Mai 2017
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen sind auch von Erwartungen abhängig (Nocebo-Effekt)
/Stockfotos-MG, stock.adobe.com

London – Patienten, die nicht wissen, dass sie ein Statin einnehmen, zeigen weniger Ne­benwirkungen als diejenigen, die sich der Wirkungen und Nebenwirkungen des Medika­ments, das sie einnehmen, bewusst sind. Dies fanden Forscher des Imperial College London unter der Leitung von Ajay Gupta und Peter Sever heraus. Sie veröffentlichten ihre Ergebnisse in The Lancet (2017; doi: 10.1016/S0140-6736(17)31075-9).

Patienten erhalten Statine zu Senkung ihres Cholesterinspiegels. Dies dient bekanntlich insbesondere der Prävention von kardiovaskulären Ereignissen. Rund ein Fünftel aller Patienten setzt laut der Arbeitsgruppe das Medikament aus Angst vor Nebenwirkungen ab. Zu den Nebenwirkungen der Statine können Muskelschmerzen, Katarakt, Gedächt­nis­verlust, erektile Dysfunktion und Schlafstörungen zählen. Kennen Patienten diese Ne­benwirkungen, führen sie offenbar Beschwerden eher auf das Statin zurück. Die For­scher sprechen in diesem Zusammenhang vom „Nocebo-Effekt“.

Die Wissenschaftler analysierten Daten aus einer großen randomisierten klinischen Stu­die (ASCOT), die die Cholesterinksenkung bei mehr als 10.000 Patienten aus Großbri­tannien, Irland und Skandinavien untersuchte. Während der dreijährigen Studie wurde Patienten entweder ein Statin oder ein Placebo verabreicht. Nach Ende der Studie folgte ein zweijähriges Follow-up, in dem die Probanden weiter regelmäßig überwacht wurden.

Eine Analyse der Daten der ASCOT-Studie zeigte, dass die Tatsache das die Patienten nicht wussten, ob sie Statin oder Placebo einnehmen, dazu führte, dass weniger Neben­wirkungen auftraten. Die Anzahl an Berichten über aufgetretene Nebenwirkungen war in beiden Gruppen gleich. Patienten, die jedoch wussten, dass sie ein Statin einnehmen, zeigten einen Anstieg muskelassoziierter Schmerzen von 41 Prozent.

Außerdem konnten die Forscher feststellen, dass das Auftreten von Neben­wirkungen nicht mit der Dauer der Einnahme des Statins in Verbindung steht. Eine signifikante An­zahl von Patienten, die ein kardiovaskuläres Ereignis erlitten haben, hatte zuvor die Sta­tine eigenmächtig abgesetzt, so die Forscher.

hil

Diskutieren Sie mit:

Diskutieren Sie mit

Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.

Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel.

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung