Universität Hildesheim bildet Psychologen für Gefängnisse aus

Hildesheim – Zur Gewinnung von Fachkräften für die Gefängnisse und den Maßregelvollzug hat Niedersachsen an der Universität Hildesheim den neuen Schwerpunkt Rechtspsychologie geschaffen. Das Angebot innerhalb des Master-Studiengangs Psychologie sei bundesweit einzigartig, sagte Justizministerin Antje Niewisch-Lennartz (Grüne) heute. Auch um über Lockerungen des Vollzugs zu entscheiden, benötige das Land hochqualifizierte Psychologen. „60 bis 70 Prozent der Strafgefangenen haben psychische Auffälligkeiten beziehungsweise sind psychisch krank“, sagte er.
Der Hildesheimer Master-Studiengang wurde um knapp 20 auf 60 Plätze ausgeweitet, die neu eingerichtete Professur Rechtspsychologie übernimmt der Kriminalpsychologe Klaus-Peter Dahle, der zuvor an der Berliner Charité forschte. Das Sozialministerium und das Justizministerium unterstützen jeweils jährlich bis zu zwei Studierende mit einem Stipendium von 1.200 Euro pro Monat. Im Gegenzug verpflichten sich die Stipendiaten nach ihrem Abschluss mindestens fünf Jahre lang im Justiz- beziehungsweise Maßregelvollzug in Niedersachsen zu arbeiten.
Der Vorsitzende des Verbandes Niedersächsischer Strafvollzugsbediensteter (VNSB), Uwe Oelkers, begrüßte die Anstrengungen zur Gewinnung von Psychologen. Notwendig seien aber auch Strategien, um Justizbedienstete zu finden. „Wir haben ein großes Problem, geeigneten Nachwuchs zu bekommen“, sagte Oelkers. Er forderte eine Werbekampagne zur Nachwuchsgewinnung. Zudem fehlten Gefängnisärzte. „Wenn wir mit den Gefangenen raus zum Arzt müssen, ist das ein Sicherheitsrisiko und es kostet viel Geld“, sagte Oelkers.
In Niedersachsen gibt es 14 Justizvollzugseinrichtungen, in denen derzeit knapp 5.000 Gefangene einsitzen. Über 100 Psychologen arbeiten mit ihnen. Von den zehn Maßregelvollzugs-Einrichtungen sind drei in Trägerschaft des Landes.
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