Universitätskliniken für Aufbau neuer Versorgungsstrukturen

Berlin – Die Hochschulmedizin sieht sich als wichtiger Player in der regionalen Gesundheitsversorgung. Dies betonten heute Vertreter der Universitätskliniken auf dem diesjährigen Innovationsforum der Deutschen Hochschulmedizin in Berlin. Diese Stellung müsse in Zukunft stärker genutzt werden und die regionale Versorgungsplanung von diesen Zentren aus gedacht werden, erklärte Michael Albrecht, Erster Vorsitzender des Verbands der Universitätsklinika Deutschlands (VUD).
Die Universitätsmedizin biete das volle Spektrum der medizinischen Maximalversorgung sowie eine umfassende Notfallversorgung an und strahle in dieser Funktion schon heute weit in die Regionen hinaus. An vielen Standorten seien die Uniklinken auch erste Anlaufstelle für die stationäre Grund- und Regelversorgung.
„Eine isolierte Universitätsmedizin hat aber keine Chance“, sagte er. Um die Herausforderungen der künftigen Gesundheitsversorgung – gerade in ländlichen Gebieten – zu meistern, seien institutionalisierte Kooperationen der Uniklinika mit regionalen Krankenhäusern, eine stärkere Nutzung von Digitaler Medizin und Telemedizin sowie eine engere Vernetzung von Unikliniken mit niedergelassenen Ärzten notwendig.
Denkbar wären zudem eigenständigere Rollen akademisierter Pflegekräfte im ambulanten Bereich oder durch Rotationsärzte universitär betriebene Praxen. „Wir brauchen experimentelle Modelle der Organisation“, forderte der VUD-Vorsitzende.
Die Politik erkennt die wichtige Rolle der Hochschulmedizin an. Eine Kernaufgabe der Universitätsklinika ist für Claudia Schmidtke (CDU) die Maximalversorgung, die Verbindung von Forschung und Lehre sowie die Weiterentwicklung der Versorgung durch Innovationen.
„Bereits jetzt vernetzt sich die Universitätsmedizin mit allgemeinmedizinischen Praxen“, betonte sie. Dass Gesundheitsversorgung sektorenübergreifend gedacht werden muss, bestätigte auch Andrew Ullmann (FDP). „Wir brauchen eine Gesamt-Strukturreform, bei der alle Sektoren – ambulant, stationär, aber auch die Rettungsdienste – einbezogen werden“, meinte er. Dies müsse überparteilich angegangen werden.
In vielen Bundesländern gebe es bereits Ansätze für regionale Versorgungsnetze, berichtete Maria Klein-Schmeink von den Grünen. „Diese Ansätze müssen jetzt in die Fläche gebracht werden.“ Die Politikerin ist sich sicher, dass sich die künftige Sicherstellung der Versorgung in der Fläche nur mit dem Aufbau neuer Versorgungsstrukturen und -konzepte in Gesundheitsregionen lösen lässt. „Wir brauchen den Aufbruch in eine neue Versorgungsidee“, betonte sie.
Dringend notwendig seien in den Regionen dabei Digitalisierungskonzepte, sagte Petra Sitte (Linke). Die Länder und Kommunen allein seien damit jedoch überfordert.
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