UNO erklärt Hungersnot im Gazastreifen für beendet

Rom – Die UNO hat die im August im Gazastreifen ausgerufene Hungersnot für beendet erklärt. Die Ernährungssicherheit im Gazastreifen habe sich verbessert, sodass in keinem Gebiet mehr eine Hungersnot gemäß der IPC-Skala zum Hungermonitoring gelte, erklärten die zuständigen UN-Experten. Die Lage bleibe jedoch weiter „kritisch“.
Die UNO stuft den gesamten Gazastreifen trotz eines „besseren Zugangs für humanitäre und kommerzielle Lebensmittellieferungen“ demnach weiterhin als „Notfallgebiet“ ein. Den UN-Experten zufolge werden bis Mitte April voraussichtlich noch immer rund 1,6 Millionen Menschen in dem Palästinensergebiet von einer „krisenartigen“ Ernährungsunsicherheit betroffen sein.
Die deutsche Hilfsorganisation Aktion gegen den Hunger beklagte, dass der Hunger im Gazastreifen trotz des Waffenstillstands und leicht verbesserten Zugangs zu humanitärer Hilfe „allgegenwärtig“ bleibe. Extreme Wetterbedingungen und beschädigte Infrastruktur verschlimmern derzeit die Situation in Gaza.
Im August hatte die UNO für Teile des Gazastreifens offiziell eine Hungersnot erklärt. Eine Hungersnot gilt laut IPC-Kriterien, wenn von 10.000 Menschen täglich mindestens zwei aufgrund von Hunger oder durch Unterernährung verursachte Krankheiten sterben, wenn mindestens 30 Prozent aller Kinder unter fünf Jahren akut unterernährt sind und ein Fünftel aller Haushalte an extremem Lebensmittelmangel leidet.
Im Oktober war eine Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas in Kraft getreten. Seitdem wurden die Beschränkungen für Hilfslieferungen gelockert, nach UN-Angaben treffen Hilfsgüter aber weiterhin nicht in ausreichendem Maß ein.
Kämpfer der radikalislamischen Hamas und verbündeter Milizen hatten im Oktober 2023 Israel überfallen, mehr als 1.200 Menschen getötet und etwa 250 Menschen als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. In dem dadurch ausgelösten Krieg im Gazastreifen wurden nach Hamas-Angaben mehr als 70.100 Menschen getötet.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) lenkt das Augenmerk unterdessen auf die Versorgung von Patienten. Es seien hunderte Patienten im Gazastreifen gestorben, während sie auf eine Verlegung in ein Krankenhaus außerhalb des Kriegsgebiets gewartet hätten, hieß es.
WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus verwies in einem X-Post auf Angaben der lokalen palästinensischen Gesundheitsbehörde, nach denen allein zwischen Juli 2024 und Ende November 1.092 Patienten wegen einer verzögerten Behandlung starben. Diese Zahl sei wahrscheinlich zu niedrig angesetzt, schrieb Tedros.
Seit Kriegsbeginn im Oktober 2023 brachten die WHO und Partnerorganisationen laut der UN-Behörde über 10.600 Patienten in ernster Verfassung zur Weiterbehandlung aus dem Gazastreifen heraus. Mehr als die Hälfte waren Kinder. Die WHO rief weitere Länder auf, behandlungsbedürftige Personen aufzunehmen, und verlangte, medizinische Evakuierungen in Kliniken im palästinensischen Westjordanland und Ostjerusalem wieder zu ermöglichen.
Vorgestern hatten auch Kirchenführer in Jerusalem appelliert, an Leukämie erkrankte Kinder aus dem Gazastreifen zur Behandlung im Auguste-Viktoria-Krankenhaus ausreisen zu lassen. Die vom Lutherischen Weltbund getragene Klinik auf dem Jerusalemer Ölberg ist ein Schwerpunktkrankenhaus für verschiedene medizinische Fachbereiche und dient hauptsächlich der palästinensischen Bevölkerung.
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