Medizin

Untergewicht wahrscheinlich kein Auslöser für Demenz

  • Dienstag, 16. Mai 2017
/creativefamily, stock.adobe.com
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Kopenhagen – Ein zu niedriges Körpergewicht scheint kein direkter Auslöser einer De­menz zu sein. Davon gehen Forscher der Universität Kopenhagen aus, die mit Arbeits­gruppenleiterin Ruth Frikke-Schmidt im Journal of Clinical Endocrinology & Metabolism die Ergebnisse einer genetischen Untersuchung veröffentlichten (2017; doi: 10.1210/jc.2017-00195).

Die Vermutung, dass ein hoher BMI das Risiko für eine Demenz erhöht, wurde unter an­de­rem vor zwei Jahren in einer großen britischen Studie angezweifelt. Zwar gehen mit Übergewicht oft eine Reihe von Gefäßrisikofaktoren wie Bluthochdruck, Diabetes und Hypercholesterinämie einher, jedoch waren nach den Studienergebnissen eher die Teil­nehmer von einer Demenz bedroht, die im mittleren und hohen Alter untergewichtig wa­ren (2015; doi: 10.1016/S2213-8587(15)00033-9). Die Daten der epidemiologischen Stu­die ließen allerdings keine kausalen Schlüsse zu: Schließlich könnten Untergewichti­ge häufiger an einer schweren Grunderkrankung leiden oder aufgrund kognitiver Schä­den einen verminderten Appetit haben.

Zur Lösung dieser Frage zogen die Forscher der aktuellen Studie genetische Analysen heran, die im Rahmen der Copenhagen General Population Study und der Genetic In­ves­tigation of Anthropometric Traits erhoben wurden. Fast 400.000 Probanden konn­ten sie so in die Untersuchung einschließen.

Sie kategorisierten die Probanden in ver­schiedene Gruppen, die aufgrund ihrer geneti­schen Prädisposition ein unterschiedliches Risiko für ein hohes oder niedriges Gewicht hatten. Sie errechneten zunächst das Diabetesrisiko bei Probanden, die eine genetische Prädisposition für Übergewicht hatten. Erwartungsgemäß erhöhte die genetische Anfäl­lig­keit für Übergewicht das Diabetesrisiko. Eine entsprechende Korrelation zwischen einer genetischen Prädis­position für Untergewicht und Demenz konnten die Wissen­schaftler im Gegenzug jedoch nicht finden. 

„Die Daten unterstreichen noch einmal, dass Korrelationen aus epidemiologischen Stu­dien keine Schlüsse auf die Ursachen von Gesundheit und Krankheit zulassen“, berich­ten die dänischen Wissenschaftler.

hil

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