Untergewicht wahrscheinlich kein Auslöser für Demenz

Kopenhagen – Ein zu niedriges Körpergewicht scheint kein direkter Auslöser einer Demenz zu sein. Davon gehen Forscher der Universität Kopenhagen aus, die mit Arbeitsgruppenleiterin Ruth Frikke-Schmidt im Journal of Clinical Endocrinology & Metabolism die Ergebnisse einer genetischen Untersuchung veröffentlichten (2017; doi: 10.1210/jc.2017-00195).
Die Vermutung, dass ein hoher BMI das Risiko für eine Demenz erhöht, wurde unter anderem vor zwei Jahren in einer großen britischen Studie angezweifelt. Zwar gehen mit Übergewicht oft eine Reihe von Gefäßrisikofaktoren wie Bluthochdruck, Diabetes und Hypercholesterinämie einher, jedoch waren nach den Studienergebnissen eher die Teilnehmer von einer Demenz bedroht, die im mittleren und hohen Alter untergewichtig waren (2015; doi: 10.1016/S2213-8587(15)00033-9). Die Daten der epidemiologischen Studie ließen allerdings keine kausalen Schlüsse zu: Schließlich könnten Untergewichtige häufiger an einer schweren Grunderkrankung leiden oder aufgrund kognitiver Schäden einen verminderten Appetit haben.
Zur Lösung dieser Frage zogen die Forscher der aktuellen Studie genetische Analysen heran, die im Rahmen der Copenhagen General Population Study und der Genetic Investigation of Anthropometric Traits erhoben wurden. Fast 400.000 Probanden konnten sie so in die Untersuchung einschließen.
Sie kategorisierten die Probanden in verschiedene Gruppen, die aufgrund ihrer genetischen Prädisposition ein unterschiedliches Risiko für ein hohes oder niedriges Gewicht hatten. Sie errechneten zunächst das Diabetesrisiko bei Probanden, die eine genetische Prädisposition für Übergewicht hatten. Erwartungsgemäß erhöhte die genetische Anfälligkeit für Übergewicht das Diabetesrisiko. Eine entsprechende Korrelation zwischen einer genetischen Prädisposition für Untergewicht und Demenz konnten die Wissenschaftler im Gegenzug jedoch nicht finden.
„Die Daten unterstreichen noch einmal, dass Korrelationen aus epidemiologischen Studien keine Schlüsse auf die Ursachen von Gesundheit und Krankheit zulassen“, berichten die dänischen Wissenschaftler.
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