Urologen sehen Nutzen einer Fusionsbiopsie bei Verdacht auf Prostatakrebs
Hamburg/Berlin – Die Deutsche Gesellschaft für Urologie kritisiert einen Health-Technology-Assessment-Bericht (HTA) zur Fusionsbiopsie bei Verdacht auf Prostatakrebs, den das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) herausgegeben hat.
Der Bericht ist nach einer Bürgeranfrage im Rahmen des „ThemenCheck Medizin“ entstanden. Erstellt hat den Bericht das Essener Forschungsinstitut für Medizinmanagement sowie externe Sachverständige.
Bei der Fusionsbiopsie geht der Prostatabiopsie eine bildgebende Darstellung der Prostata mittels multiparametrischer Magnetresonanztomografie (mpMRT) voraus. Die so gewonnenen Bilder werden zunächst bewertet. Durch eine Fusionierung der MRT-Bilder mit Echtzeit-Ultraschallbildern bei der eigentlichen Biopsie können die verdächtigen Areale gezielt biopsiert werden.
Die vom IQWiG beauftragten Wissenschaftler sehen laut dem vorläufigen HTA-Bericht keinen Anhaltspunkt für einen höheren Nutzen oder Schaden bei Anwendung der Fusionsbiopsie.
Die Deutsche Gesellschaft für Urologie widerspricht dieser Bewertung. Sie hält die Fusionsbiopsie für geeignet, die Diagnostik bei Männern mit einem Verdacht auf Prostatakrebs zu verbessern, vor allem mit Blick auf die anschließende Behandlung.
„Aus Sicht der DGU ist es eindeutig, dass die MRT-Fusionsbiopsie einen deutlichen patientenrelevanten Nutzen für die bessere Unterscheidung des Tumors in klinisch signifikante und klinisch insignifikante Formen aufweist“, sagte der DGU-Generalsekretär Maurice Stephan Michel.
Im Fall der Identifikation eines signifikanten Tumors könne eine kurative Therapie eingeleitet werden. „Im Fall eines insignifikanten Tumors besteht die Möglichkeit, und zwar mit einer besseren Datenbasis als bisher, dem Patienten das Konzept Active Surveillance anzubieten“, sagte er. Michel kündigte an, die DGU werde ihre Einwände bei einer wissenschaftlichen Erörterung des IQWiG Ende August vorbringen.
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