Medizin

US-Studie: Homo- und bisexuelle Männer und Frauen leben häufig ungesünder

  • Mittwoch, 29. Juni 2016

Nashville – Homo- oder bisexuelle Männer und Frauen gaben in einer US-Umfrage häufiger einen problematischen Alkohol- und Nikotinkonsum an, den die Studie in JAMA Internal Medicine (2016; doi: 10.1001/jamainternmed.2016.3432) mit einem erhöhten psychologischen Disstress aufgrund ihrer sexuellen Orientierung in Verbindung bringen und der chronischen Erkrankungen Vorschub leisten könnte.

Der National Health Interview Survey, den das Bureau of the Census („Volkszählungs­behörde“) seit 1957 jährlich durchführt, enthält seit 2013 auch eine Frage zur sexuellen Orientierung. Von 68.814 Erwachsenen im Durchschnittsalter von 47 Jahren „outeten“ sich 525 als lesbisch, 624 als schwul und 515 als bisexuell (nach Transgender wurde nicht gefragt). Gilbert Gonzales von der Vanderbilt University in Nashville/Tennessee und Mitarbeiter setzten die sexuelle Orientierung zu den Antworten zum Tabak- und Alkoholkonsum sowie zur Einschätzung ihrer psychologischen und körperlichen Gesundheit in Beziehung.

Ergebnis: Bei den Männern hatte die sexuelle Orientierung keinen Einfluss auf die Selbsteinschätzung der körperlichen Gesundheit. Gefragt worden war nach der Selbsteinschätzung der Gesundheit, nach zehn chronischen Krankheiten und nach Hilfen, die im Alltagsleben benötigt wurden. Bei den Frauen war dies anders: Lesbische Frauen schätzten ihre Gesundheit häufiger schlechter ein als heterosexuelle Frauen. Sie gaben auch mehr chronische Erkrankungen an. Auch bisexuelle Frauen litten häufiger unter chronischen Erkrankungen als heterosexuelle Frauen.

Mögliche Erklärung – die Querschnittstudie kann keinerlei Kausalität herstellen – sind eine ungesündere Lebensweise und der psychologische Stress, den Menschen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung erleben.

Bisexuelle Männer gaben zu 10,9 Prozent einen hohen Alkoholkonsum an gegenüber 5,7 Prozent der heterosexuellen und 5,1 Prozent der homosexuellen Männer.

Auch bei Frauen mit bisexueller Orientierung war ein hoher Alkoholkonsum mit 11,7 Prozent häufiger als bei heterosexuellen Frauen (4,8 Prozent). Doch auch lesbische Frauen gaben häufiger einen problematischen Alkoholkonsum (8,9 Prozent) an.

Insgesamt 9,3 Prozent der bisexuellen Männer waren starke Raucher gegenüber 6,2 Prozent der homosexuellen und 6,0 Prozent der heterosexuellen Männer. Von den lesbischen Frauen bezeichneten sich 5,2 Prozent als starke Raucher gegenüber 4,2 Prozent der bisexuellen und 3,4 Prozent der heterosexuellen Frauen.

Einen vermehrten psychologischen Stress gaben 40,1 Prozent der bisexuellen Männer, 25,9 Prozent der homosexuellen und 16,9 Prozent der heterosexuellen Männern an. Bei den Frauen waren es in den drei Gruppen 46,4 Prozent, 28,4 Prozent und 21,9 Prozent.

Auffällig ist, dass in beiden Geschlechtern eine bisexuelle Orientierung am häufigsten mit einem problematischen Alkohol- und Tabakkonsum verbunden war. Auch hier kann die Studie die Ursachen nicht klären. Gonzales vermutet aber, dass diese Gruppe von den anderen besonders stark marginalisiert wird. Bisexuelle Männer und Frauen würden auch von homosexuellen Menschen des gleichen Geschlechts häufig stigmatisiert.

Für Ärzte sind die Informationen interessant, da vor allem bisexuelle Männer und Frauen aufgrund ihrs Verhaltens und ihrer hohen sozialen Stressfaktoren besondern krankheitsanfällig sein könnten.

rme

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