USA: Diabetesmittel zum Gewichtsmanagement zugelassen
Rockville – US-Ärzte dürfen ihren adipösen Patienten das Antidiabetikum Liraglutid künftig auch dann verschreiben, wenn diese gar nicht an einem Typ 2-Diabetes erkrankt sind. Die US-Arzneibehörde FDA hat das Inkretinmimetikum – allerdings in einer besonderen Dosis - jetzt zur Unterstützung eines Gewichtsmanagements zugelassen.
Liraglutid imitiert im Körper die Wirkung des körpereigenen Glucagon-like Peptid 1 (GLP 1), das bei den Mahlzeiten von den neuroendokrinen L-Zellen des Darms ans Blut abgegeben wird. Zu den Wirkungen gehört neben der gesteigerten Insulinausschüttung (und damit einer Senkung des Blutzuckers) auch eine Verzögerung der Magenentleerung und eine Steigerung des Sättigungsgefühls. Das Ergebnis ist eine Gewichtsabnahme, die bei den zumeist übergewichtigen Typ 2-Diabetikern ein willkommener Begleiteffekt ist.
Der Hersteller hat den Begleiteffekt jetzt zur Hauptwirkung eines neues Präparates erklärt. Dazu wurde die Dosis von 1,6 mg (bei dem Antidiabetikum) auf 3 mg erhöht. Da es sich bei Liraglutid (wie bei GLP 1) um ein Peptid handelt, muss das Mittel subkutan verabreicht werden. Wegen der kurzen Halbwertzeit ist eine einmal tägliche Injektion notwendig.
Liraglutid wurde in klinischen Studien an ungefähr 4.800 fettleibigen oder übergewichtigen Patienten getestet, von denen einige, aber nicht alle an einem Typ 2-Diabetes oder anderen Komponenten des metabolischen Syndroms (Dyslipidämie, arterielle Hypertonie) litten.
In einer klinischen Studie an Patienten ohne Diabetes hatten die Teilnehmer im Liraglutid-Arm ihr Gewicht nach 12 Monaten im Vergleich zum Placebo-Arm um 4,5 Prozent gesenkt. In dieser Studie verloren 62 Prozent der Patienten unter der Therapie mit Liraglutid mindestens 5 Prozent ihres Körpergewichts, verglichen mit 34 Prozent der Patienten im Placebo-Arm.
In einer zweiten Studie an Patienten mit Typ-2-Diabetes kam es unter der Therapie mit Liraglutid zu einem durchschnittlichen Gewichtsverlust von 3,7 Prozent nach einem Jahr, auch hier im Vergleich zur Behandlung mit Placebo. In dieser Studie verloren 49 Prozent der mit Liraglutid behandelten Patienten mindestens 5 Prozent ihres Körpergewichts, gegenüber 16 Prozent der mit Placebo behandelten Patienten.
Die häufigsten Nebenwirkungen in den Studien waren Übelkeit, Durchfall, Verstopfung, Erbrechen, ein Abfall des Blutzuckers (Hypoglykämie) sowie ein verminderter Appetit. Zu den schweren Komplikationen gehören Pankreatitis, Gallenblasenerkrankungen, Nierenfunktionsstörungen und Selbstmordgedanken. Die US-Fachinformation enthält zudem einen umrahmten Warnhinweis, demzufolge es bei Nagetieren zu C-Zell-Tumoren der Schilddrüse gekommen ist.
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