Medizin

USA: Jährlich rund 50.000 Verletzte durch Polizeigewalt

  • Dienstag, 25. April 2017
Uploaded: 25.04.2017 12:59:23 by maybaum
/dpa

New York – Jedes Jahr wird in den USA eine erhebliche Zahl an Menschen durch die Po­li­zei im Einsatz verletzt oder getötet. In JAMA Surgery legen Forscher um Elinore Kauf­man vom New York Presbyterian Hospital eine Übersicht über entsprechende Zahlen vor (2017; doi: 10.1001/jamasurg.2017.0574).

Die Ausbildung zum Polizisten dauert im überwiegenden Teil aller US-Bundesstatten zwischen wenigen Wochen und einem halben Jahr, wobei ein Teil der Zeit gelegentlich durch den Militärdienst ersetzt werden kann. In einem Land, in welchem jährlich über 10.000 Morde mit Schusswaffen erfolgen, sollte von Polizisten ein besonders hohes Maß an Deeskalationsmanagement und Umgang mit Gewaltereignissen erwartet werden, schreiben die Autoren. Das Police Executive Research Forum berichtete jedoch im Au­gust 2015 in einer Studie, dass genau diese Anforderungen in der Polizeiaus­bil­dung zu kurz kämen. Die Hemmschwelle zum Einsatz von körperlicher und potenziell tödlicher Ge­walt sei bei den Polizisten in vielen Fällen gering. 

Die Forscher nutzten in ihrer Studie das Nationwide Emergency Department Sample, welches die landesweiten Konsultationen in Notaufnahmen erfasst. Sie identifizierten die Fälle über eine Codierung, die in der ICD-9 als Verletzungen durch die Polizei bezeich­net wird. Es zeigte sich, dass zwischen 2006 und 2012 355.677 Einlieferungen wegen Poli­zei­einsätzen stattfanden. 1.202 Patienten, die eingeliefert wurden, starben.

Ein Groß­teil der eingelieferten Patienten wurde durch Schläge verletzt, seltener waren Messerstich- und Schussverletzungen Grund der Behandlung. Die meisten Verletzun­gen waren leicht  und erforderten keine umfangreiche medizinische Behandlung. In vielen Fällen waren die Patienten männlich, jung, drogenabhängig und sozial schlecht gestellt.

Insgesamt konstatierten die Forscher über die sieben Jahre einen relativ stabilen Ver­lauf der Verletzungs- und Todeszahlen. Aus der Studie ließen sich zwar keine Gründe oder Vermeidungsstrategien für die Verletzungen ableiten, jedoch ließen sich die Zahlen als Marker für Verbesserungen des Deeskalationstrainings der Polizei nutzen, berichten die Forscher.

hil

Diskutieren Sie mit:

Diskutieren Sie mit

Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.

Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel.

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung