USA: Jährlich rund 50.000 Verletzte durch Polizeigewalt

New York – Jedes Jahr wird in den USA eine erhebliche Zahl an Menschen durch die Polizei im Einsatz verletzt oder getötet. In JAMA Surgery legen Forscher um Elinore Kaufman vom New York Presbyterian Hospital eine Übersicht über entsprechende Zahlen vor (2017; doi: 10.1001/jamasurg.2017.0574).
Die Ausbildung zum Polizisten dauert im überwiegenden Teil aller US-Bundesstatten zwischen wenigen Wochen und einem halben Jahr, wobei ein Teil der Zeit gelegentlich durch den Militärdienst ersetzt werden kann. In einem Land, in welchem jährlich über 10.000 Morde mit Schusswaffen erfolgen, sollte von Polizisten ein besonders hohes Maß an Deeskalationsmanagement und Umgang mit Gewaltereignissen erwartet werden, schreiben die Autoren. Das Police Executive Research Forum berichtete jedoch im August 2015 in einer Studie, dass genau diese Anforderungen in der Polizeiausbildung zu kurz kämen. Die Hemmschwelle zum Einsatz von körperlicher und potenziell tödlicher Gewalt sei bei den Polizisten in vielen Fällen gering.
Die Forscher nutzten in ihrer Studie das Nationwide Emergency Department Sample, welches die landesweiten Konsultationen in Notaufnahmen erfasst. Sie identifizierten die Fälle über eine Codierung, die in der ICD-9 als Verletzungen durch die Polizei bezeichnet wird. Es zeigte sich, dass zwischen 2006 und 2012 355.677 Einlieferungen wegen Polizeieinsätzen stattfanden. 1.202 Patienten, die eingeliefert wurden, starben.
Ein Großteil der eingelieferten Patienten wurde durch Schläge verletzt, seltener waren Messerstich- und Schussverletzungen Grund der Behandlung. Die meisten Verletzungen waren leicht und erforderten keine umfangreiche medizinische Behandlung. In vielen Fällen waren die Patienten männlich, jung, drogenabhängig und sozial schlecht gestellt.
Insgesamt konstatierten die Forscher über die sieben Jahre einen relativ stabilen Verlauf der Verletzungs- und Todeszahlen. Aus der Studie ließen sich zwar keine Gründe oder Vermeidungsstrategien für die Verletzungen ableiten, jedoch ließen sich die Zahlen als Marker für Verbesserungen des Deeskalationstrainings der Polizei nutzen, berichten die Forscher.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: