Ausland

Trump macht Proteste mitverantwortlich für Neuinfektionen

  • Donnerstag, 23. Juli 2020
/picture alliance, ZUMA Wire, Amy Katz
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Washington – US-Präsident Donald Trump hat die Proteste gegen Rassismus und Polizei­ge­walt mitverantwortlich für die Zuspitzung der Coronapandemie gemacht. „Die Fälle be­gannen unter jungen Amerikanern kurz nach Demonstrationen anzusteigen“, sagte Trump gestern bei einer Pressekonferenz im Weißen Haus. Die Demonstrationen hätten „vermut­lich landesweit eine breitere Lockerung der Eindämmungsmaßnahmen ausgelöst“.

Trump selbst hat schon früh in der Pandemie auf eine rasche Rückkehr zum Normalbe­trieb und auf die Wiedereröffnung der Wirtschaft gedrängt und betont immer wieder die negativen Auswirkungen der Eindämmungsmaßnahmen. Zudem hielt er im Juni gegen den Rat von Gesundheitsexperten eine Wahlkampfveranstaltung vor Tausenden Anhän­gern in einer geschlossenen Halle ab.

Lokale Gesundheitsbehörden in Tulsa im US-Bundesstaat Oklahoma führten den Anstieg der Infektionen im Bezirk auch auf Trumps Wahlkampfauftritt zurück. Es gibt keine end­gül­tigen Belege dafür, dass die Demonstrationen im Freien nach dem Tod des Afroameri­ka­ners George Floyd bei einem brutalen Polizeieinsatz Ende Mai zu einem signifikanten Anstieg der Neuinfektionen geführt hatten.

Die Pandemie in den USA ist alles andere als ausgestanden. Die Behörden meldeten in den vergangenen zwei Wochen zwischen 60.000 und 77.000 Neuinfektionen pro Tag. Vorgestern wurden mehr als 1.000 Todesfälle binnen 24 Stunden verzeichnet. Besonders betroffen sind derzeit Staaten im Süden und Westen des Landes, darunter Texas, Florida und Kalifornien.

Insgesamt wurden in den USA fast vier Millionen Infektionen mit dem Erreger SARS-Co­V-2 nachgewiesen. Rund 143.000 Menschen starben nach einer Infektion mit dem Virus. Trump hatte die hohe Zahl der Infektionen immer wieder auf die ausgeweiteten Tests zu­rückgeführt. Vorgestern gestand er ein, dass es in den vergangenen Wochen einen „be­sorg­niserregenden Anstieg“ an Fällen gegeben habe.

Trump führte gestern neben den Demonstrationen auch die erhebliche Zunahme von Rei­sen, Zusammenkünfte an Feiertagen und Treffen junger Leute in Bars und an Stränden als Begründung dafür an. Zudem deutete Trump an, dass sich die Lage im südlichen Nachbar­staat Mexiko negativ auf die Situation der USA auswirke.

„Wie Sie sehr gut wissen, teilen wir auch eine 2.000 Meilen lange Grenze mit Mexiko, und die Fälle nehmen in Mexiko leider stark zu“, sagte Trump. Zugleich warb er für den von ihm vorangetriebenen Bau der Grenzmauer und sagte, weniger Menschen denn je über­querten die Grenze derzeit illegal. Das habe auch in der Pandemie viel gebracht, sagte Trump.

Das Wahlkampfteam des designierten Präsidentschaftskandidaten der US-Demokraten, Joe Biden, warf Trump vor, bei der Bekämpfung der Pandemie gescheitert zu sein. „Wäh­rend andere Länder zu einem Anschein von Normalität zurückkehren, hat Trumps ge­scheiterte Führung zu einem sprunghaften Anstieg der Infektionsraten in den Vereinigten Staaten geführt“, erklärte Bidens Sprecherin Kate Bedingfield.

dpa

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