Medizin

Uterus-Myome: Genom-Analyse zeigt gemeinsame Ursachen an

  • Montag, 10. Juni 2013

Helsinki – Viele Uterus-Myome haben gemeinsame genetische Nenner. Eine Studie im New England Journal of Medicine (2013; doi: 10.1056/NEJMoa1302736) deutet auf vier häufige Entstehungsursachen hin. Eine von vier Frauen hat bei der gynäkologischen Untersuchung Uterusmyome, wobei der Anteil mit dem Fortschritt der Bildgebung stetig steigt, denn bei der genauen pathologischen Untersuchung finden sich in drei von vier Uteri Leiomyome. Die Ursache der Tumoren ist unklar, es scheinen aber immer wieder die gleichen biologischen Fehler aufzutreten.

Schon vor einiger Zeit konnte das Team um Lauri Aaltonen von der Universität Helsinki zeigen, dass bei etwa 70 Prozent aller Myome Mutationen im Gen MED12 (für mediator complex subunit 12) vorliegen (Science 2011; 334: 252-5).

Auf der Suche nach weiteren Gemeinsamkeiten hat das Team das Genom von 38 Myomen sequenziert und mit dem Erbgut der 30 Frauen verglichen, bei denen diese Tumoren entfernt worden waren. Wie erwartet wurden erneut Mutationen im MED12-Gen gefunden. Aaltonen vermutet, dass die Genfehler einen „onkogenen Stress“ auslösen: Infolge der Mutation häufen sich die Doppelstrangbrüche, was die zelleigenen Reparatursysteme schließlich überfordert.

Neben Mutationen im MED12-Gen gab es drei weitere häufige Veränderungen. Zum einen fehlen bei einigen Tumoren die Gene für die Fumarase, einem Enzym des Zitratzyklus. Der Mangel könnte laut Aaltonen über einen „metabolischen Stress“ das Tumorwachstum auslösen. Eine weitere Ursache könnten Umlagerungen von Chromo­somenabschnitten sein, die bei vielen Tumoren gefunden wurden.

Diese Translokationen sind eine bekannte Ursache von Tumorerkrankungen. Bei einigen Tumoren traten innerhalb eines Chromosoms gleich mehrere Translokationen auf, was als Chromothripsis (dt: Zertrümmerung von Chromosomen) bezeichnet wird. Normaler­weise ist die Chromothripsis ein Kennzeichen maligner Tumore. Eine maligne Entartung zum Leiomyosarkom ist beim Uterusmyom allerdings sehr selten. Warum die Chromo­thripsis folgenlos bleibt oder nur die Bildung gutartiger Tumoren auslöst, kann Aaltonen nicht erklären.

Im Prinzip ließen sich aus den Erkenntnissen neue Therapieansätze ableiten. Gegen einen Enzymmangel könnte eine Substitutionstherapie helfen. Die Folgen von Translokationen könnten durch Kinase-Inhibitoren verhindert werden. Die Entwicklung derartiger Strategien dürfte sich allerdings beim Uterusmyom kaum lohnen, da die Tumore in der Regel keine Gefahr darstellen und schon heute gut behandelt werden können, sofern dies überhaupt notwendig ist.

rme

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