Vatikan zieht Äußerung über Psychiater für homosexuelle Kinder zurück

Rom – Mit einem Plädoyer für die psychiatrische Behandlung homosexueller Kinder hat der Papst für Kritik gesorgt, der Vatikan zog die umstrittenen Äußerungen offiziell zurück. Parallel dazu sah sich Franziskus wegen seines Umgangs mit Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche mit Rücktrittsforderungen aus dem Klerus konfrontiert.
Die umstrittenen Äußerungen des Papstes zur Homosexualität fielen auf seinem Heimflug von Irland nach Rom vor Journalisten. Auf Nachfrage hatte Franziskus gesagt, wenn sich Homosexualität schon in der Kindheit zeige, gebe „es viel, das mit Psychiatrie gemacht werden kann, um zu sehen, wie die Dinge liegen“.
In der später vom Vatikan veröffentlichten offiziellen Niederschrift der Papst-Pressekonferenz fehlte dann aber der päpstliche Verweis auf die Psychiatrie. Schon in der Vergangenheit hatte der Vatikan bei der Niederschrift von Papst-Äußerungen nachträglich Änderungen vorgenommen.
Das Zitat sei geändert worden, „um den Gedankengang des Papstes nicht zu verfälschen“, sagte eine Vatikan-Sprecherin. Mit seiner Äußerung über die Einbeziehung der Psychiatrie habe Franziskus nicht sagen wollen, dass es sich bei Homosexualität um eine Krankheit handele, „sondern dass man vielleicht schauen muss, wie sich die Dinge auf psychologischer Ebene darstellen“.
Franziskus hatte den betreffenden Eltern überdies geraten, „zu beten, nicht zu verurteilen, Gespräche zu führen, zu verstehen, dem Sohn oder der Tochter einen Platz zu geben“.
Mit seinen Äußerungen löste Franziskus Empörung aus. Bevor der Vatikan sie nachträglich abänderte, verurteilte der deutsche Lesben- und Schwulenverband (LSVD) sie als „zutiefst besorgniserregend und falsch“. „Äußerungen wie diese schüren Homosexuellenfeindlichkeit“, sagte Henny Engels vom LSVD-Bundesvorstand. Homosexualität sei keine Krankheit und bedürfe folglich auch keiner Therapie.
Die „homosexuellenfeindliche Botschaft“ des Papstes sei eine „herbe Enttäuschung“, sagte Engels. 2013 habe der argentinische Papst noch dafür geworben, Lesben und Schwule nicht zu diskriminieren. Homosexuelle hätten wegen seines Satzes „wer bin ich, ihn zu verurteilen“ gehofft, auch in der katholischen Kirche Akzeptanz zu finden. „Diese Hoffnungen scheinen nun zunichte gemacht“, kritisierte Engels.
Ebenfalls auf seinem Rückflug aus Irland war Franziskus von Journalisten auf die Vorwürfe des früheren Vatikan-Botschafters in den USA, Erzbischof Carlo Maria Vigano, angesprochen worden. Dieser warf dem Papst in einem offenen Brief vor, die Missbrauchsvorwürfe gegen den damaligen US-Kardinal Theodore McCarrick fünf Jahre lang ignoriert und Strafmaßnahmen gegen den Geistlichen aufgehoben zu haben. Im Juli nahm Franziskus ein Rücktrittsgesuch des wegen der Missbrauchsvorwürfe suspendierten Geistlichen an.
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