Vatikanstaat droht Impfverweigerern mit Sanktionen

Vatikanstadt – Der Vatikan droht Coronaimpfverweigerern unter seinen Beschäftigten mit der Kündigung. Nach einem aktuellen Erlass der Leitung des Vatikanstaates müssen Angestellte, die sich ohne nachgewiesenen medizinischen Grund nicht einer Impfung gegen COVID-19 unterziehen wollen, mit abgestuften Sanktionen bis hin zur Aufhebung des Arbeitsvertrags rechnen.
Das betreffende Dekret des Präsidenten des vatikanischen Governatorats, Kardinal Giuseppe Bertello, trägt das Datum 8. Februar und wurde gestern im Internet veröffentlicht. Die Vorschrift verweist darauf, dass die Verweigerung einer Impfung eine Gefahr für andere darstellen und „die Risiken für die öffentliche Gesundheit ernsthaft erhöhen könnte“.
Daher könne die Verwaltung eine Impfung zum Schutz von Bewohnern und Beschäftigten für geboten halten. Mitarbeitern, die ausweislich eines ärztlichen Attestes nicht geimpft werden dürfen, kann eine andere und gegebenenfalls auch niedrigere Aufgabe zugewiesen werden.
In einer Mitteilung von gestern Abend erläuterte der Vatikan den neuen Erlass: Es handele sich um einen dringend notwendigen Schritt zum Schutz der eigenen Bürger und Angestellten. Angesichts der außergewöhnlichen Lage in der Coronakrise sei es zulässig, eine mögliche Gefährdung durch Impfverweigerer zu minimieren, so die Argumentation.
Erwogen würden etwa „alternative Lösungen für die Ausübung der Arbeit“. Keinesfalls seien die Vorgaben als „Repression gegen Arbeitnehmer“ gedacht, betont das Governatorat. Vielmehr strebe man „eine flexible und verhältnismäßige Reaktion“ an, die zwischen Gesundheitsschutz und individueller Freiheit abwäge.
Der Vatikan hatte Mitte Januar mit seinem Coronaimpfprogramm begonnen. Zu den ersten Geimpften gehörten der 84-jährige Papst Franziskus und sein 93-jähriger Vorgänger Benedikt XVI. Vor Weihnachten hatte der Vatikan eine Bedarfsabfrage für das Impfkontingent unter den Angestellten durchgeführt.
Diese mussten einzeln erklären, ob sie eine Coronaimpfung wünschten oder nicht. Damals hieß es, wer auf die angebotene Immunisierung verzichte, müsse keine arbeitsrechtlichen Konsequenzen befürchten.
Dem Vernehmen nach ist die Impfkampagne inzwischen in einer fortgeschrittenen Phase. Diese Woche erhielten Kurienmitarbeiter noch die zweite Dosis. Demnächst sollen auch Angehörige von Beschäftigten immunisiert werden. Eine Anfrage beim vatikanischen Gesundheitsamt nach dem Stand der Impfungen blieb gestern unbeantwortet.
Ende Dezember hatte der Vatikanstaat 10.000 Dosen des Coronaimpfstoffs von Biontech/Pfizer bestellt. Das Kontingent reicht aus, um die rund 4.500 Mitarbeiter des Heiligen Stuhls und des Vatikanstaates vor dem Coronavirus zu schützen. Daneben haben auch mitversicherte Familienangehörige und Pensionäre Anspruch auf die zweifache Immunisierung.
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