Verband kritisiert Angriffe auf Beruf des Hausarztes
Potsdam – Der Hausärzteverband Brandenburg sieht den Beruf des Hausarztes gefährdet. Dies sei unter anderem auf die fachärztliche Konkurrenz, eine Verwässerung der Ausbildung sowie mangelnde Wertschätzung durch die Krankenkassen zurückzuführen. „Wir erleben momentan, wie aus verschiedenen Richtungen versucht wird, unser Berufsbild als Hauptansprechpartner für die Menschen anzugreifen“, erklärte Karin Harre, Vorsitzende des Hausärzteverbandes Brandenburg, beim gestrigen Hausärztetag Brandenburg.
So gebe es beispielsweise aus Kreisen der Fachärzte das Bestreben, Allgemeinmedizinern ihre Stellung als Grundversorger streitig zu machen. „Dabei sind wir es, die ohne langen Terminvorlauf für die Patienten da sind und auch Symptome in der gesamten medizinischen Breite einzuordnen wissen“, so Harre. Die Trennung von Hausärzten und Fachärzten habe sich bewährt, auch die Trennung der Honorartöpfe habe zu einer guten Zusammenarbeit ohne Konkurrenzdenken geführt.
Kritik am Physician Assistant
Zum anderen kritisierte Harre neue Entwicklungen in der Berufsausbildung. „Ein Arzt lernt in Studium und Weiterbildung elf Jahre, bis er die notwendige Kombination aus Wissen und Erfahrung mitbringt“. Ein neuer Berufsstand mit der Bezeichnung „Physician Assistant“ solle bereits nach drei Jahren Ausbildung Aufgaben übernehmen, die bisher Ärzten vorbehalten waren, meinte sie.
„Wir freuen uns, wenn wir Aufgaben delegieren können“, so Harre. Es dürfe aber nicht dazu kommen, dass ärztliche Behandlungsqualität durch eine Schnellvariante ersetzt werde. Zudem monierte die Walslebenerin die fehlende Wertschätzung der Krankenkassen gegenüber niedergelassenen Ärzten. „Obwohl die Kassen im Moment auf viel Geld sitzen, haben sie uns keine Gehaltserhöhung, sondern sogar eine Kürzung angeboten“, so die Vorsitzende.
Der Deutsche Ärztetag in Freiburg hatte in diesem Jahr ein Delegationsmodell mit „Physician Assistants“ zur Arztentlastung und -unterstützung befürwortet, das die Bundesärztekammer und die Kassenärztliche Bundesvereinigung erarbeitet hatten. Das Modell soll in allen Landesärztekammern, in denen entsprechende Studiengänge existieren oder eingerichtet werden, als Grundlage für die Zusammenarbeit mit den Hochschulen dienen.
„Es handelt sich dabei um ein Delegationsmodell, das dazu dient, den Arzt zu unterstützen und zu entlasten und in keinster Weise zu ersetzen“, betonte der Präsident der Bayerischen Landesärztekammer, Max Kaplan, auf dem Ärztetag. „Wir befinden uns in einem sehr schnell fahrenden Zug“, betonte der Präsident der Sächsischen Landesärztekammer, Erik Bodendieck, in Freiburg.
Der Hintergrund des vorgelegten Konzeptes sei es, die darin beschriebenen Qualifikationen für Physician Assistants in die Ausführungsgesetze der Bundesländer zu bringen, um einheitliche Ausbildungsbedingungen zu erhalten. Theodor Windhorst, Präsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, betonte, dass die Ärzteschaft dieses Thema aktiv angehen müsse, um Einfluss auf die Inhalte der Ausbildung sowie auf das Niveau der Ausbildung nehmen zu können.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: