Politik

Verband verweist auf Handlungsdruck in der außerklinischen Kinderkrankenpflege

  • Dienstag, 25. November 2025
/picture alliance, ZB, Patrick Pleul
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Dresden – Vor einer sich zuspitzenden Versorgungslage in der außerklinischen Kinderkranken- und Kinderintensivpflege warnt der Bundesverband Häusliche Kinderkrankenpflege (BHK). Anlässlich der Bundestagung des Verbandes am vergangenen Wochenende sprach Corinne Ruser, Geschäftsführerin des BHK, von einer „Erosion der Versorgung“, die nicht mehr zu übersehen sei.

„Wir erleben, dass Familien ihre Kinder zu Hause versorgen wollen und sollen – aber oft schlicht nicht mehr können. Die Versorgung ist vielerorts am Limit“, so Ruser. Besonders kritisch sei der Verlust spezialisierter Expertise im Zuge der generalistischen Pflegeausbildung. „Wir haben jahrzehntelang Expertise aufgebaut – und sehen jetzt zu, wie sie uns zwischen den Fingern zerrinnt.“

Ruser schilderte zudem eine „systematische Verschiebung der Leistungsansprüche“ in der außerklinischen Kinderintensivpflege (AKI). Während beatmete oder tracheotomierte Kinder weiterhin ohne größere Hürden Leistungen der AKI nach § 37c SGB V erhielten, beobachte der Verband bei anderen schwerkranken Kindern zunehmend restriktive Prüfungen.

„Kinder mit schweren Stoffwechselstörungen und komplexen Anfallsleiden oder Erkrankungen wie Diabetes Typ 1 in besonderen Verlaufsformen werden zunehmend aus der AKI gedrängt“, kritisierte Ruser. Betroffene würden in solchen Fällen in die häusliche Krankenpflege (HKP) zurückverwiesen, die aber auf eine Krankenbeobachtung von Kindern auf den ersten Blick nicht ausgelegt sei.

„Die HKP kennt keine stundenbasierten Leistungen und auch keine Vergütung für eine kontinuierliche Fachkraftpräsenz. Für viele Familien entsteht dadurch ein großes Problem, da keine Versorgung durch professionelle Pflegefachkräfte beziehungsweise -dienste stattfinden kann.“

Simone Fischer, pflegepolitische Sprecherin der Grünen-Bundestagsfraktion, machte deutlich, dass die bestehenden Versorgungslücken für intensivpflegebedürftige Kinder „ein ernstes Warnsignal“ seien. „Familien, die ohnehin am Limit sind, dürfen nicht auch noch um notwendige Unterstützung kämpfen müssen. Wir brauchen klare Strukturen und politische Nachsteuerung, wo sie nötig ist. Parlamentarische Initiativen können helfen, die Realität dieser Familien sichtbar zu machen und Verbesserungen anzustoßen.“

Aus Sicht des BHK müssten Familien kurzfristig bei Widerspruchs- und Eilverfahren entlastet und gestärkt werden. Langfristig brauche man gesetzgeberische Präzisierungen zur AKI sowie strukturelle Reformen der Pflegeausbildung.

EB/aha

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