Verdacht auf Wettbewerbsverstoß: EU-Beamte durchsuchen Impfstoffhersteller Sanofi

Brüssel – Wegen des Verdachts auf einen Verstoß gegen die europäischen Wettbewerbsregeln haben Beamte der EU-Kommission die Standorte des Impfstoffherstellers Sanofi in Deutschland und Frankreich durchsucht. Das Vorgehen gestern stehe „im Zusammenhang mit Ermittlungen im Bereich saisonaler Grippeimpfstoffe“, teilte das Unternehmen mit.
Die EU-Kommission hatte zuvor erklärt, sie habe die Räume eines Impfstoffherstellers durchsucht. Die Kommission habe den Verdacht, das betroffene Unternehmen habe möglicherweise seine Marktmacht missbraucht, um Wettbewerber auszustechen. Dabei gehe es um mutmaßlich „wettbewerbswidrige Verunglimpfungen“ der Konkurrenz – Sanofi könnte also Produkte anderer Hersteller in unrechtmäßigem Ausmaß schlechtgeredet haben.
Sanofi erklärte sich „überzeugt“, im Einklang mit den EU-Vorschriften gehandelt zu haben. Das Unternehmen werde „aufgrund der laufenden Ermittlungen keinen weiteren Kommentar abgeben und uneingeschränkt mit der Europäischen Kommission zusammenarbeiten“, teilte Sanofi mit.
Unangekündigte Durchsuchungen wie diese sind der erste Schritt für eine Wettbewerbsuntersuchung der EU-Kommission. In der Folge könnte Brüssel ein formales Verfahren gegen Sanofi eröffnen, an dessen Ende dem Unternehmen ein Bußgeld drohen könnte.
In einem anderen Fall hatte die Kommission im vergangenen Jahr eine Millionenstrafe gegen den Pharmakonzern Teva verhängt. Die Brüsseler Wettbewerbshüter sahen es als erwiesen an, dass Teva derartige Zweifel über die Sicherheit eines konkurrierenden Medikaments gesät hatte, dass es dessen Vertrieb behinderte.
Sanofi ist ein französischer Medikamenten- und Impfstoffhersteller und erwirtschaftete im vergangenen Jahr einen weltweiten Umsatz von gut 41 Milliarden Euro. In Deutschland hat Sanofi einen Standort in Höchst bei Frankfurt, wo hauptsächlich Diabetesmedikamente hergestellt werden.
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