Verdachtsfälle auf 2019-nCoV in Deutschland nicht bestätigt

Frankfurt am Main – In Deutschland konnten die Unikliniken in Marburg und Frankfurt sowie das bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit bisher keinen der Verdachtsfälle auf Infektionen mit dem neuartigen Coronavirus (2019-nCoV) bestätigen. Dennoch haben die Behörden angesichts von Fällen in Europa die Sicherheitsvorkehrungen erhöht.
Frankreich ist bisher das einzige Land in Europa, in dem drei Fälle aufgetreten sind. Bestätigte Erkrankungen gab es zudem in Thailand, Japan, Südkorea, Vietnam, Singapur, Malaysia, Nepal und Australien. Kanada zählte einen ersten „vorläufig bestätigten“ Fall.
In den USA wurden zwei neue Fälle in Kalifornien und Arizona bestätigt, wie die US-Gesundheitsbehörde berichtete. Damit steigt die Zahl in den USA auf fünf. Bei einem der neuen Fälle erklärte das Gesundheitsamt in Orange County bei Los Angeles, dass die Person zuvor von einer Reise nach Wuhan zurückgekehrt war.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat am frühen Abend ihre eigene Angaben zum internationalen Gefährdungsniveau durch das Virus korrigiert. Weltweit sei die Gefährdung „hoch“, erklärte die Organisation. Zur Begründung sagte eine Sprecherin, es habe einen „Formulierungsfehler“ gegeben. Die WHO schätze das Risiko „sehr hoch in China, hoch in der Region und hoch auf weltweitem Niveau“ ein, hieß es nun.
In Erklärungen der WHO vom Donnerstag, Freitag und Samstag vergangener Woche hatte es dagegen immer geheißen, das Risiko sei „sehr hoch in China, hoch in der Region und moderat auf weltweitem Niveau“. Eine Sprecherin betonte, dass die neue Formulierung nicht die Ausrufung eines internationalen Gesundheitsnotstandes bedeute. Dieser wird nur äußerst selten erklärt.
Noch keine Screenings an deutschen Flughäfen
Am Frankfurter Flughafen wurden nach Angaben einer Sprecherin bisher keine besonderen Vorsichtsmaßnahmen getroffen. Neu seien lediglich die Hinweise auf Monitoren im Sicherheitsbereich, mit denen Reisende unter anderem an Hygienemaßnahmen wie regelmäßiges Händewaschen und Vorsicht bei Kontakt mit Kranken erinnert würden.
Passagiere aus China würden zudem durch mehrsprachige Flyer informiert, erläuterte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU).
Dabei gehe es vor allem darum, dass sich Passagiere mit Symptomen aus den entsprechenden Regionen „sehr zügig“ zu erkennen geben und einen Arzt aufsuchen. „In einem nächsten Schritt würden die Kontaktpersonen identifiziert, die die betreffende Person in Deutschland, in Europa gehabt hat“, so Spahn weiter.
Eine Sprecherin des Gesundheitsministeriums ergänzte, sie könne nicht ausschließen, dass es auch Kontrollen in Form von Screenings an den Flughäfen geben werde. Derzeit rate die Weltgesundheitsorganisation (WHO) von Screenings aber ab.
Zur „Einordnung“ betonte Spahn, dass der Krankheitsverlauf beim Coronavirus milder sei als etwa bei einer Grippe. „An einer Grippe, wenn sie schwer verläuft, sterben in Deutschland bis zu 20.000 Menschen im Jahr.“
Auf die Frage, ob in Deutschland wie in China auch die Abschottung ganzer Städte möglich sei, führte Spahn das Beispiel von Masern an, die deutlich ansteckender seien als das Coronavirus. „Und wir bekommen auch einen Masernausbruch in Deutschland mit deutlich milderen Maßnahmen in den Griff, als wir sie derzeit in China sehen.“
Etwa 90 Deutsche im Raum Wuhan – Bundesregierung prüft Evakuierung
Eine mögliche Evakuierung ausreisewilliger Deutsche aus China werde in Betracht gezogen, sagte Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) heute in Berlin. Andere Länder wie Frankreich und die USA haben solche Rückholaktionen bereits in die Wege geleitet.
In der besonders schwer betroffenen Metropole Wuhan in Zentralchina, dem Ausgangsort der Epidemie, lebten etwa 90 Deutsche, sagte eine Sprecherin des Auswärtigen Amts heute.
Das seien „Staatsbürger, die dort leben, arbeiten, studieren, verheiratet sind“. Das Auswärtige Amt stehe mit den Deutschen dort seit Tagen regelmäßig in Kontakt. „Momentan haben wir keine Hinweise darauf, dass Deutsche von der Krankheit betroffen sind“, sagte sie.
Zahl der Infektionen steigt weiter an
Die Zahl der Toten durch die neuartige Lungenkrankheit in China ist bis heute Abend um 25 auf 81 gestiegen. Heute gab es einen ersten Todesfall in Peking. Ein 50-Jähriger sei der Krankheit erlegen, teilte das Gesundheitsamt der chinesischen Hauptstadt mit. Der Mann habe Anfang Januar Wuhan besucht und eine Woche nach seiner Rückkehr Fieber bekommen. Heute sei er an Lungenversagen gestorben.
Innerhalb eines Tages kletterte die Zahl der bestätigten Infektionen mit dem neuen Coronavirus in der Volksrepublik sogar um mehr als 700 auf 2.744, wie das Staatsfernsehen unter Berufung auf die chinesischen Behörden berichtete. Mit den rund 50 Fällen außerhalb Chinas sind damit bislang fast 2.800 Fälle weltweit bestätigt.
Die Zahl der Infizierten in China kann weiter stark steigen, da es rund 5.800 Verdachtsfälle gibt, bei denen die Diagnose noch nicht abgeschlossen ist. In Hongkong, Taiwan und Macao gibt es 17 bestätigte Erkrankungen – in anderen Ländern Dutzende mehr.
Wie die WHO berichtete, war die große Mehrheit der außerhalb Chinas Erkrankten zuvor in der besonders schwer betroffenen Metropole Wuhan in Zentralchina gewesen, dem Ausgangsort der Epidemie.
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