Verdi kritisiert Personalmangel an Kliniken
Berlin – In den deutschen Krankenhäusern fehlen nach Erhebungen der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi 162.000 Vollzeitstellen. Dass der Krankenhausbetrieb überhaupt noch laufe, sei der hohen Verantwortung der Pflegekräfte geschuldet, sagte Vverdi-Vorstandsmitglied Ellen Paschke am Mittwoch in Berlin. Die Arbeitsbelastung habe vielerorts jegliches vertretbare Maß überschritten. Die Pflegekräfte in den Kliniken seien „am Ende angelangt, sie sind kaputt, sie sind ausgebrannt”, betonte sie. Der Personalmangel gefährde sowohl die Genesung der Patienten als auch die Gesundheit der Beschäftigten.
Paschke forderte eine gesetzliche Personalbemessung für Krankenhäuser. Diese müsse das ganze Krankenhausgeschehen abbilden und alle Beschäftigungsgruppen bis hin zum Service einschließen. Notwendig sei dies, um zu verhindern, dass die Krankenhäuser immer mehr Personal abbauten, um Kosten zu sparen.
„Der Wettbewerb der Krankenhäuser um immer geringeren Personaleinsatz und die niedrigste Fachkräftequote muss beendet werden“, forderte Paschke. Gleichzeitig sei eine stabile Krankenhausfinanzierung bezogen sowohl auf die Krankenversorgung als auch auf erforderliche Investitionen notwendig. „Maßstab muss wieder das Wohlergehen der Patienten werden”, betonte Paschke. Dafür müsse die Politik aber auch mehr Geld in die Hand nehmen.
Vom Gesamtbedarf an zusätzlichen Vollzeitstellen entfallen laut Verdi rund 70.000 Stellen auf den Pflegesektor. 92.000 zusätzliche Stellen seien in den Bereichen ärztlicher Dienst, Funktionsdienste, medizinisch-technischer Dienst, Service und Verwaltung erforderlich. Die Gewerkschaft beruft sich auf die Hochrechnung einer Stichprobe unter bundesweit 200 Krankenhäusern.
Die Erhebung erfolgte laut Verdi am Dienstag. Dabei seien die Mitarbeiter von rund 3.900 Krankenhausabteilungen und -bereiche zu Auslastung und Arbeitsbedingungen befragt worden, hieß es. Paschke betonte, dass es sich dabei um eine Einschätzung der Beschäftigten handle und nicht um eine wissenschaftliche Erhebung: „Die Beschäftigten wurden als Experten ihrer eigenen Situation befragt“, erklärte sie. „Diese Perspektive ist einzigartig.“
Am Dienstag hatte bereits die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG), unterstützt von den kommunalen Spitzenverbänden, in einer Petition die Bundesregierung aufgerufen, „den Krankenhäusern sofort noch im laufenden Jahr zu helfen”. DKG-Präsident Alfred Dänzer hatte erläutert, in 2013 werde "voraussichtlich jedes zweite Krankenhaus rote Zahlen schreiben".
Ein Sprecher des Bundesgesundheitsministeriums sagte, die Koalition schaue sich die Lage in den Krankenhäusern an. Dafür seien auch die Ergebnisse eines Gutachtens notwendig, die die Krankenhäuser und der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) bis 30. Juni vorlegen müssen.
„In der Koalition ist weder über Instrumente noch über konkrete Maßnahmen gesprochen worden. Die heute genannte Zahl ist falsch”, betonte der Sprecher. Er reagierte damit auf einen Bericht der "Süddeutschen Zeitung", wonach Schwarz-Gelb die Finanznöte der Krankenhäuser mit 500 Millionen Euro lindern will.
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