Verdi kündigt ab Montag Streik bei Charité und Vivantes an

Berlin – Im Tarifstreit um bessere Arbeitsbedingungen in Landeskrankenhäusern hat die Gewerkschaft Verdi für kommenden Montag bis Mittwoch einen Streik in den Kliniken von Vivantes und Charité angekündigt. Ab Dienstag könnten ganze Stationen geschlossen bleiben.
„Die Arbeitgeberseite ist weiterhin nicht bereit, sich ernsthaft mit den Forderungen der Beschäftigten auseinanderzusetzen“, sagte Meike Jäger, Landesfachbereichsleiterin bei Verdi Berlin-Brandenburg und Verhandlungsführerin.
Der Fachkräftemangel in verschiedenen Bereichen sei sehr groß. „Der Druck ist da, nicht erst seit Corona“, so Jäger: „Momentan bleibt und gar nichts anderes übrig als zu streiken.“
Ab Dienstag sollen komplette Stationen geschlossen werden, sagte Tim Graumann, Verhandlungsführer für Notdienstvereinbarungen. Bei Vivantes haben demnach zwölf Teams und bei der Charité sieben Teams angekündigt, ab dem Frühdienst nicht mehr auf der Station zu erscheinen.
Betroffen seien Normalstationen aus der Gastroenterologie, der Geriatrie und dem chirurgischen Bereich. Ganze Teams können demnach streiken, wenn dies medizinisch möglich ist und rechtzeitig angekündigt wird.
Vivantes und Charité sind landeseigene Unternehmen. In den Kliniken gibt es rund 8.300 Betten. Verdi geht es um einen Tarifvertrag, der eine Mindestpersonalausstattung für Stationen und Bereiche festlegt. Er soll zudem Regelungen zum Belastungsausgleich enthalten für den Fall, dass diese tarifvertraglichen Vorgaben nicht eingehalten werden.
Wie viele Mitarbeiter sich an dem Arbeitskampf beteiligen wollen, ist laut Verdi noch unklar. „Wir gehen von mehreren Hundert Kollegen aus, die in den Streik gehen“, sagte Graumann. „Grundsätzlich werden wir natürlich immer einen Notdienst sicherstellen“, betonte der Gewerkschaftssekretär. Es dürften keine Patienten gefährdet werden. Eine gemeinsame Vereinbarung zu den Notdiensten sei mit Vivantes aber noch nicht zustande gekommen, kritisierte Graumann.
„Verdi hat unseren Vorschlag leider bislang abgelehnt und fordert stattdessen unter anderem, Stationen streikbedingt zu schließen“, hielt Dorothea Schmidt, Vivantes Geschäftsführerin Personalmanagement, dagegen. Dies sei inakzeptabel. Vivantes habe eine Stationsbesetzung während des Streiks wie an Wochenenden angeboten, was Verdi aber ablehne.
Die Charité ihrerseits betonte, Einschränkungen für Patienten vermeiden zu wollen. Betroffene Patienten würden so frühzeitig wie möglich informiert. „Die Notfallversorgung wird sichergestellt“, sagte ein Sprecher.
Berlins Sozialsenatorin Elke Breitenbach (Linke) forderte eine Notdienstvereinbarung: „Dass die Krankenhausbeschäftigten mehr Geld für ihre Arbeit fordern und ihre Forderungen mit den Mitteln des Arbeitskampfes verstärken, ist legitim“, sagte die Senatorin. Das Streikrecht sei ein Grundrecht. Daher müsse eine Vereinbarung gefunden werden, die es den Mitarbeitern ermögliche, ihr Streikrecht wahrzunehmen.
Intensiv-Pflegerin Anja Voigt aus dem Neuköllner Vivantes-Klinikum betonte: „Uns geht es nicht um mehr Geld, sondern um bessere Arbeitsbedingungen“. Ihre Station sei permanent unterbesetzt. Anderen Mitarbeitern, vor allem aus Tochtergesellschaften, geht es auch um mehr Geld. Sie fühle sich wie ein Mensch zweiter Klasse, sagte etwa Krankenhaus-Bistro-Mitarbeiterin Jenny Lange.
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