Verheiratete Krebspatienten leben länger

Boston – Krebserkrankungen werden bei verheirateten Menschen früher diagnostiziert und besser behandelt, was sich nach einer Studie im Journal of Clinical Oncology (2013; doi: 10.1200/JCO.2013.49.6489) in einer besseren Prognose bemerkbar macht.
Der Radioonkologe Ayal Aizer vom Brigham and Women's Hospital in Boston hat die Daten von fast 735.000 Patienten aus dem US-Krebsregister SEER (Surveillance, Epidemiology and End Results) analysiert, in dem auch der Ehestand der Patienten notiert wird.
Die Studie umfasst die zehn häufigsten tödlichen Krebserkrankungen in den USA für den Zeitraum von 2004 bis 2008. Das sind bösartige Tumore in Lunge, Darm, Brustdrüse, Pankreas, Prostata, Leber/Gallengänge, Ovar, Ösophagus und im Kopf-Halsbereich sowie das Non-Hodgkin-Lymphom. Dabei wurden verschiedene demographische Faktoren wie Alter, Geschlecht, ethnische Herkunft, Wohnverhältnisse, Ausbildung und Einkommen berücksichtigt.
Schon bei der Diagnose gab es Unterschiede: Bei Verheirateten wurde das Krebsleiden zu 17 Prozent seltener in einem fortgeschrittenen Stadium entdeckt, in dem der Tumor bereits Metastasen gesetzt hatte. Eine mögliche Erklärung wäre der bessere Versicherungsstatus von verheirateten Menschen in den USA (der in anderen Studien nachgewiesen wurde).
Aizer glaubt aber, dass die intensive Partnerschaft in der Ehe dazu führt, dass die Patienten bei Symptomen früher den Arzt aufsuchen und bei einer Erkrankung häufiger eine definitive Therapie anstreben. Tatsächlich zeigen die Daten des SEER, dass Verheiratete zu 53 Prozent häufiger die von den Leitlinien empfohlene Therapie erhalten als Alleinstehende (wobei Aizer in den SEER-Daten nicht erkennen kann, ob die Singles tatsächlich allein oder in nicht-ehelichen Gemeinschaften mit einem Partner zusammenlebten).
Spätere Diagnose und schlechtere Therapie haben bei Krebserkrankungen häufig eine schlechtere Prognose zur Folge, was Aizer ebenfalls anhand der Daten zeigen kann: Das Sterberisiko von Eheleuten war um 20 Prozent geringer. Aizer betrachtet die Studie nicht als Aufruf zur Ehe. Vielmehr sollten sich Menschen bewusst werden, dass Krebskranke in ihrem Bekanntenkreis die Unterstützung ihrer Mitmenschen benötigen, um im Kampf gegen den Krebs rechtzeitig die richtigen Entscheidungen zu treffen.
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