Vermischtes

Verordnung opioidhaltiger Schmerzmittel in Deutschland zurückgegangen

  • Dienstag, 11. März 2025
/Victor Moussa, stock.adobe.com
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Bonn – Die Verordnung von opioidhaltigen Schmerzmitteln ist in Deutschland zwischen 2005 und 2020 um 19 Prozent zurückgegangen. Das zeigt eine vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) beauftragte Untersuchung von Krankenkassendaten. Das Institut sieht daher keinen Hinweis auf eine Opioidkrise in Deutschland wie in den USA.

Laut der Untersuchung, die das Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie (BIPS) im Auftrag des BfArM durchgeführt hat, erfüllten etwa ein Fünftel der Personen mit einer Neuverordnung eines Opioid-Analgetikums während des Betrachtungszeitraums mindestens einmal die Kriterien für einen Langzeitgebrauch. Der häufigste Grund hierfür waren nicht-tumorbedingte chronische Schmerzen.

Inwiefern der Langzeitgebrauch bei diesen Personen angemessen war, lässt sich laut der Forschungsgruppe aber anhand der Krankenkassendaten nicht beurteilen. Die Ergebnisse zu Missbrauchs- und Abhängigkeitsdiagnosen ließen zwar vermuten, dass insbesondere in der Altersgruppe von 20 bis 39 Jahre in manchen Fällen ein nicht indikationsgerechter Gebrauch stattfindet, doch die entsprechenden Anteile seien gering.

Das Forschungsteam untersuchte auch das sogenannte „Doctor Shopping“ – es könnte ein Hinweis auf Missbrauch oder Abhängigkeit sein. Darunter versteht man das Aufsuchen mehrerer Ärztinnen und Ärzte mit dem Ziel, sich verschreibungspflichtige Medikamente in übermäßigen Mengen zu beschaffen. Um das Ausmaß von „Doctor Shopping“ abzuschätzen, wurde die Kohorte mit Langzeitgebrauch eingeschränkt auf Personen, bei denen sich der Langzeitgebrauch über mindestens ein Jahr erstreckte.

Wenn eine Person in diesem Jahr von mindestens fünf verschiedenen Praxen eine Verordnung für Opioid-Analgetika erhielt, wurde dies als „Doctor Shopping“ klassifiziert. Insgesamt erfüllten 2,1 Prozent (n = 6.355) aller 304.864 Personen, die in diese Analysen eingeschlossen wurden, die Kriterien für „Doctor Shopping“. Der Anteil nahm mit steigendem Alter ab.

„Insgesamt bestätigen und erweitern die Projektergebnisse die Erkenntnisse aus früheren Studien, dass es in Deutschland keine Hinweise auf eine sogenannte Opioid-Krise gibt“, lautet das Fazit des Forschungsteams.

Auch der Sucht- und Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Burkhard Blienert kann aktuell keine Opioid-Krise erkennen. Er fordert aber ein bundesweites Monitoring- und Warnsystem insbesondere für synthetische Opioide.

hil

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