Ärzteschaft

Versorgung von Schmerzpatienten in Deutschland noch immer unzureichend

  • Dienstag, 15. Dezember 2015

Berlin – Die Versorgung von Schmerzpatienten in Deutschland ist immer noch unzu­reichend. Zu diesem Ergebnis kamen die Diskussionsteilnehmer beim „Nationalen Versorgungsforum Schmerz“. Zu der Veranstaltung hatten die Deutsche Schmerz­liga (DSL), die Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin (DGS) und der Berufsverbands der Ärzte und Psychologischen Psychotherapeuten in der Schmerz- und Palliativmedizin in Deutschland eV (BVSD) nach Berlin eingeladen.

„So wie sie im Moment gestaltet ist, funktioniert die Schmerzversorgung in Deutschland einfach nicht. Ob ein Patient einen Arzt findet, der sich in der Schmerzmedizin engagiert, ist reiner Zufall“, sagte der DGS-Präsident Gerhard Müller-Schwefe. „Wir haben zu wenige niedergelassene Schmerzmediziner, die unter unsicheren und ökonomisch nicht tragfähigen Rahmenbedingungen arbeiten“, erläuterte der Vorsitzende des BVSD, Joachim Nadstawek.

Laut den Veranstaltern leiden 23 Millionen Menschen in Deutschland an chronischen Schmerzen. Etwa 2,8 Millionen benötigten dringend eine spezielle schmerzmedizinische Behandlung. „Die meisten Patienten irren derzeit in einer Odyssee durch das Gesundheits­wesen. Wir sehen beim Durchschnitt der langjährigen Schmerzpatienten 44 Arztkontakte pro Jahr“, sagte der Vorstandsvorsitzende der Kaufmännischen Krankenkasse KKH, Ingo Kailuweit.

Er warnte, die die Versorgungsdefizite würden aus demografischen Gründen in den nächsten Jahren weiter zunehmen. „Ich glaube wirklich, es ist fünf vor zwölf. Wir müssen uns intensiv damit auseinandersetzen, wie wir die Zukunft der Schmerzversorgung in den Griff bekommen“, so der Kassenchef.

Auch die im Bundestag vertretenen Parteien sehen die schmerzmedizinische Versor­gung in Deutschland kritisch. So konstatierte Maria Klein-Schmeink, gesundheits­politische Sprecherin von Bündnis90/Die Grünen, schwere Versorgungs-lücken. Die SPD-Bundestagsabgeordnete fordert in diesem Zusammenhang, das Fachgebiet Schmerzmedizin innerhalb der ärztlichen Strukturen zu stärken: „Die Versorgungs­landschaft ist einfach zu unterschiedlich, je nachdem, wo die Patienten leben. Insgesamt haben wir noch erheblichen Verbesserungsbedarf. Die Ärzteschaft ist gefragt, hier noch einmal Klärungen vorzunehmen“, sagte sie.

Die schmerzmedizinische Versorgung von Patienten mit akuten und chronischen Schmerzen konsequent weiter auszubauen forderte auch Rupert Pfandzelter von der Kassenärztlichen Bundesvereinigung. Dieser Ausbau müsse auf verschiedenen Ebenen erfolgen, ausgehend vom Hausarzt als ersten Ansprechpartner für den Patienten, über die fachgebietsspezifische ärztliche und psycho-therapeutische Praxis bis zur interdisziplinären schmerztherapeutischen Einrichtung.

hil

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