Ärzteschaft

Schmerzpatienten könnten von geplantem DMP Rückenschmerz profitieren

  • Dienstag, 2. Juni 2015

Berlin – Zum heutigen bundesweiten Aktionstag gegen den Schmerz hat die Deutsche Schmerzgesellschaft gemeinsam mit Partnerorganisationen dafür geworben, dass verschiedene Berufsgruppen im Gesundheitswesen noch enger zusammenarbeiten. „Kein Therapeut als Einzelperson kann alles Wissen und umfassend richtiges Therapieren auf sich vereinen“, so der Präsident der Schmerzgesellschaft, Michael Schäfer. „Es müssen Ärzte, Psychologen, Physiotherapeuten, Pflegefachkräfte, Apotheker und der Patient selbst bei einer wirksamen Schmerztherapie gut und intensiv zusammenarbeiten.“ Derzeit dauere es oftmals aber noch Jahre, bis die Patienten eine gute Schmerztherapie erhielten.

An die Politik appellierte Schäfer, dem Thema „Schmerz“ Priorität auf Bundes- und Länderebene einzuräumen. So sei es beispielsweise nötig, dass sämtliche Kranken­häuser gut akute Schmerzen behandeln könnten und flächendeckend genügend Schmerzambulanzen oder Schmerzpraxen vorhanden seien. Noch gebe es aber erhebliche regionale Unterschiede, sagte Schäfer: In Süddeutschland sei vergleichs­weise gut eine multimodale Therapie zu erhalten, in Richtung Norden dünnten die Angebote zunehmend aus. Auch gebe es erhebliche Stadt-Land-Unterschiede. Einen genauen Überblick will die Schmerzgesellschaft demnächst in Form eines Versorgungs­atlasses geben.

DMP und Zweitmeinungsverfahren bieten Chancen
„Die aktuellen Diskussionen um ein Zweitmeinungsverfahren bei planbaren Operationen, um den Aufbau eines DMP Rückenschmerz sowie um eine neue Qualitätsorientierung der Krankenhauspolitik bieten auch Chancen für eine bessere Schmerzversorgung“, befand Schäfer. So sei beispielsweise bei Patienten mit chronischen Rückenschmerzen eine intensive Diagnostik enorm wichtig, um abzuklären, ob eine Operation tatsächlich helfen könne oder nicht.

Regine Klinger, Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Psychologische Schmerztherapie und –forschung, sah es ähnlich. Im Rahmen eines zukünftigen Chronikerprogramms Rückenschmerz muss es ihrer Ansicht nach darum gehen, alle relevanten Fachdisziplinen einbeziehen, unter anderem auch Psychologen, und dafür zu sorgen, dass Patienten frühzeitig an die für sie richtige Adresse zur Behandlung kommen. Der Bereich Schmerzpsychologie umfasse eine spezielle Qualifikation, erläuterte Klinger. Dieses Weiterbildungsangebot wird gerade weiterentwickelt. Dies solle mit dazu beitragen, die Verzahnung der verschiedenen Disziplinen bei der Behandlung von Schmerzpatienten zu erhöhen, betonte Klinger.

Qualifikation in spezieller Schmerzpsychotherapie
Derzeit bieten nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Psychologische Schmerztherapie und –forschung sechs Zentren die Zusatzqualifikation an. Basis sind gemeinsame Leitlinien mehrerer Fachgesellschaften. Insgesamt umfasst die Weiterbildung in spezieller Schmerzpsychotherapie den Erwerb von theoretischen Kenntnissen im Rahmen von mindestens 80 Stunden sowie eine praktisch-klinische Tätigkeit über mindestens 18 Monate in Form von Mitarbeit oder Kooperation mit Institutionen, die chronisch Schmerzkranke versorgen. Als einzige Kammer hat nach eigenen Angaben die Landespsychotherapeutenkammer Rheinland-Pfalz diese Weiterbildung akkreditiert. Weitere Psychotherapeutenkammern erwägen, ihrem Beispiel zu folgen.

Den bundesweiten Aktionstag gegen den Schmerz organisiert die Deutsche Schmerz­gesellschaft gemeinsam mit Partnerorganisationen jährlich am ersten Dienstag im Juni. In diesem Jahr finden in ganz Deutschland in über 500 schmerztherapeutischen Praxen und Kliniken, aber auch in vielen Apotheken und Pflegeeinrichtungen Aktionen und Vorträge statt.

hil

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